Mittwoch, 23. März 2022

Moderner Krieg ?

 Da in dieser Welt der menschliche Anstand nur so lange hält, wie man ihn bezahlten und ertragen kann, gilt irgendwann Gewalt als Mittel der archaischen Art Konflikte zu lösen. Auch tausend Jahre werden - leider - den Menschen nicht zur Vernunft bringen, oder: Wenn einem das hinterhältige Gesülze zuviel wird ist die Waffe das Kind des Friedens. 

Wie auch immer....

Ist der militärische Vorstoß in der Ukraine ein Krieg ? De jure: Ja, de facto: Nein. Ein Krieg bedingt einen Erzwingungswillen und Moskaus Willen ist nicht derjenige mit B-17 oder B-52. 

Laos und Kambodscha trugen mehr Merkmale von Kriegen als diese militärische Kriegsaktion, die eben ohne Flächenbombardierung auskommt und ohne Brand - und Sprengbomben in den Städten. 

Nun aber einmal zu der Frage was ein "moderner Krieg" sein soll, - vom Effekt her gesehen: 

Die USA haben das beeindruckendste Arsenal an modernen Waffen für "chirurgische" Eingriffe. 

Vietnam: Verloren

Irak I: Fehlschlag (gewollt)

Irak II: Instabil - Fehlschlag

Afghanistan: Milliardengrab


Alle "modernen" Kriege beließen bisher eine (Un-) Ordnung und gingen letztlich verloren. Vietnam war eindrücklich, wie sehr sich eine Supermacht an hochmotivierten Kämpfern seelisch und materiell verausgaben kann um letztlich in der inszenierten Flucht ein Investment aufgegeben zu haben. 

Die Frage die sich ableiten läßt ist die: 


"Wie effektiv ist ein modern geführter - technitronischer Krieg ?"


In der Frage einer Macht ist der nun bedingt effizient, weder in Vietnam, noch in Afghanistan haben die USA irgend eine brauchbare Struktur hinterlassen (außer für eine organisierte Kriminalität). Das ist beileibe nicht moralisch gemeint. Letztlich führt jeder ideengeschichtlich geführte Krieg zu keinem brauchbaren Ergebnis: Sozialismus- Mickeymouse, Nationalsozialismus, - Weltrettung und Heilsbotschaften sind denkbar untaugliche Vehikel für Kriege. 

Der Ukraine - Einsatz, - nenne man ihn "Krieg" unterliegt einem Nutzdenken. 

Russland hat - spielerisch - reale - sehr harte Gründe für seine Vertretung von Interessen, - sie sind real, sie sind nicht programmatisch und sie erfordern keine Narrative. 

[Kritik: Die USA haben auch niemals den Nationalsozialismus besiegt, sondern dieser transformierte sich in die Eroberung der EWG - EG - EU mit wirtschaftlichen Mitteln; Deutschland hat als "Weltvorbild" keinen einzigen Krieg zu einem Sinn hin betrieben. Mittelbare Nutzfragen, die für den Besiegten seinen Sinn ergeben unterliegen ebenfalls der Schwäche der nacheilenden Ordnung]

Die "Freiheit" (von was, von dem sich der Befreite nicht selber befreite) ist eine sehr schwache Botschaft, wenn man diese Freiheit nicht "nützlich" macht. 

Ohne den Nutzen aus dem Marshall - Plan hätten die USA irgendwann einen maroden Haufen gewaltbereiter Deutscher vor sich gehabt und jeder Kurgarten wäre zu einem Hürtgenwald verkommen. 

Die praktische, ökonomische Ordnung ist ein Argument für einen Krieg hinaus und über das Narrativ seiner Innenbegründung. 

Und diese Interessenskriege, die territorial sind, erfordern die Arbeit, wie sie seit jeher Kriegshandwerk ist. Macht als bloßes Interesse genügt nicht für einen Sieg, wenn dieser nicht praktisch ist, etwa durch eine Gewalt über einen dauernden, -konkret zu regelnden Umstand (Gasdurchleitung, Rohstoff - Handelsverwaltung etc.). 

Und hier kann man noch einmal mit der Frage kommen: "Wie modern kann ein Krieg sein": Er bedeutet immer Tod und Vernichtung, immer Zerstörung und auf dieses Maß gebracht heißt doch "modern" - billig und ökonomisch - militärisch - nützlich, ob er zivil dann auch eine nützliche Ordnung bringt verlangt die Frage nach schlanker Gestaltung meist nicht mehr. 

Der kurze Nutzen macht die Schläge gering, aber ihre Wirkung reicht nicht für einen status quo. 

Die Gründe für Russland sind sehr greifbare: 

  • Nato - militärische Hoheit auf kyrillisch beschriebenem Boden
  • EU - Handelskontrollen
  • Innenpolitische Einmischung.
(vgl. John Maersheimer) 

Was sind die Interessen des Westens ? 

  • Nato - nur Macht
  • EU - nur Macht
  • Innenpolitische Einmischung: Macht 
Für Russland liegen tatsächliche Resultate auf der Waagschale: Handel - Rohstoff-, und Durchleitungshoheit, - innenpolitische Hoheit und Erhalt der Räson ohne auswärtige Einmischung. 

Allein aus dieser Anordnung kann man ersehen, daß Russland ein: 

  • unmittelbar materielles Interesse verfolgt 
der Westen 
  • ein ideelles Interesse verfolgt
  • ein mittelbar - materielles Interesse verfolgt. 
Russisch und die kyrillische Schrift sind Kulturgegenstand der Ukraine: Auch kulturell hätte der Westen kaum Anknüpfungspunkte bieten können, die in eine nachhaltige Organisation überführbar wären. 

Die EU auf dem Weg nach Moskau, unter deutscher Führung für die Vereinigten Staaten von Europa ist eine Utopie, die so machbar ist, wie Titos Reich. Ein ökonomisches Riesenreich von Moskau bis nach Rotterdam wäre in einem halben Jahrhundert ein Streitkessel und defizitär. Wer solches Zeug nach Napoleon und Hitler noch träumt muß sich psychologische Betrachtungen gefallen lassen. 

Auch die geschichtlichen Vorgänger haben keine Ziele außer Macht verfolgt und sind gescheitert. 

Für die USA gibt es bipolar - nützliche Effekte dieses Krieges, die Macht als legitimen Vorwand qualifizieren. 

Damit haben die USA und Russland: 

  • primäre oder sekundäre materielle Interessen. 
Russland hat: 

  • territorial - gekoppelte Interessen
die USA haben 

  • sekundäre - strategische Interessen 
in den Optionen: 
  • Anbindung - und Wirkung
  • Blockbildung und Effekt. 
Die EU (fuck the EU) hat - objektiv überhaupt keine wirklichen Interessen außer ihre phantastischen Bau einer Gemeinschafssauna zu erweitern. 


Da Russland mit hohen Verlusten um jedes Dorf zu kämpfen scheint und nicht etwa auf Flächenbombardierungen zurückgreift muß man den Schluß zulassen, daß es Russland um einen Gewinn des Landes und seiner Infrastruktur konstruktiv ernst ist - destruktiv wäre ein "Stunde Null"  - Ansatz wie bei Dresden 1945 und den Atombomben auf Japan. 

Es geht Russland also nicht um Unterwerfung, sondern einen Krieg aus einem Kompromiss heraus, der noch eine Verbindung zur Ukraine erhalten soll. 

Damit kann der Krieg nicht moderner sein als sein angestrebtes Ziel. 

Anders als in den USA, wo die Armee ein soziales Auffangbecken ist und den nicht vorhandenen Sozialstaat vielfach ersetzt (McNamaras Morons (Projekt 100 000) kosteten den USA herbe Verluste in Vietnam) ist die russische Armee als Nachfolger der roten Armee weit aus verbindlicher - damit auch konservativer in der Führung der Aktion. 

Eigentlich nimmt Putin den USA auch die Frage ab, was sie hätten mit - und nach 2014 mit der Ukraine machen sollen. 
Er nimmt der EU die Peinlichkeit ab, an den Agrarsubventionen in der Ukraine ohnehin hätte zugrunde gehen müssen. 

Putin ist so zu sagen die Müllabfuhr westlicher Planspiele, die kaum mehr eine - nützliche Dimension hatten als Vietnam oder Afghanistan. 


Und hier kann man die Frage erneut stellen: 

Wie modern kann ein Krieg sein, der unmoderne - konkrete Ziele verfolgt, die nicht im Cyberraum - theorisch - machtpolitisch - existent und in sich bloß virtuell sind ? 




 
















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