Montag, 3. August 2020

Die Welt - Wurstbude

Erstens kann ich falsch liegen. Denn der Verlust betrifft die Blase seit 2008, nicht die bereinigte Substanz.
Ich kann - zweitens - auch richtig liegen, wenn die Lawine mit der die Blase abgeht, die Substanz mitreißt.

Corona war ein Trigger, es war nicht die Leistungsmasse der Krise.

Ich wage hier mal eine Voraussage:

Die Politik wird sich immer mehr in "Corona" und "Rassismus" und "Klima" verstricken, je offenbarer die Inkompetenz in den Fragen der wirtschaftlichen Situation wird.
Sellvertreterheldentum ist das.

Die Grünen fordern den Rauswurf von "Maskenverweigerern", die nächsten wollen das Demonstrationsrecht wegen Corona einschränken, die nächsten sehen hundert und eine Welle, die wieder nächsten hoffen auf einen Impfstoff, den nach der Herdenimmunität keiner mehr brauchen wird, usw....
Zeit gewinnen vor den wahren Problemen aus 2008 ? Wofür die Zeit, damit das Problem größer wird, wofür gewinnen, wenn man mit der Zeit verliert ?
Die Politik kann geschlossen rennen, wohin sie will, sie kann auch anfangen eine braune Unterströmung totaler Forderungen nach Staatlichkeit zu entwickeln - das alles wird nichts an den Problemen ändern, die als Lawine von Zahlen hinter den Themenflüchtlingen her rennt.

Auf die Frage wie man mit der Blase, die seit 2008 angewachsen ist umgeht, gibt es bis heute keine Antwort - nicht von diesen Politikern.
Der Markt bereinigt sich erst einmal chaotisch - anarchisch und wird wahllos instabil. Dafür gibt es aber keine Trägheitsredundanz solider Einzelgewerbe, weil man die über Jahrzehnte systematisch geschwächt hat, so daß die Krise auch auf diese Wirtschaftszweige durchgreift - und das als wie zu forderst.

Dann kommt noch die Problematik mit dem Umstand, daß Kredite über Jahre hinweg eine künstliche Wirtschaft geschaffen haben, einen vollkommenen Artefakt an Volumina. Leistungsgedeckt ist davon nichts und wenn das so weitergeht, gemessen am Börsenwert auch nicht die geringste Sicherheit gegeben, weil das Unternehmen in den Büchern ein Ramschladen wurde.

Der reelle Produktionswert und der Anlagen - und Technologiewert ist ja gegenstandslos geworden.

Es wird auch die Kapitalgewinnung über den Realwert hinaus ein großes Problem werden, daß sich aus den 1990ern weitervererbt hat. Der Börsengang hat manchen Geldsegen gebracht, ob diesem nun ein Realwert entgegenstand oder nicht. Und diese Wertdifferenzen sind nicht leistungsgedeckt, schon seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr. Das sind Unternehmen mit Phantasiewerten, auf die es beim Kassensturz nicht ankommt.

Man hat über 20 Jahre lang gedacht mit einer verbalen "Marktposition" könne man Geld ohne Ende generieren, dem ist eben nicht so. Man hat Unternehmen dem reinen Namen nach "strategisch aufgestellt" ohne jede Entwicklung der Produktpalette, ohne eine Pflege der Technologie über das bekannte Maß hinaus.
LiPo - Akkus sind seit über 10 Jahren Stand der Technik. Kein Autohersteller hat sich an diesen Batterietyp bisher rangewagt. Bei LiIon - Akkus geht die Geschichte noch weiter zurück.
Man hat die Schrempps vorgeführt wie den Vierbeiner auf der Promenade, man hat Börsenwerte erlabert. Da stand schon seit Mitte der 1990er an Technik nicht mehr wirklich etwas dahinter. Ganz im Gegenteil, mit AD - Trans wurde auch noch die Brückentechnologie verkauft, die als Nebenprodukt hätte Lösungen für die E- Sparte bringen können.
Man hat die Weltkriegstechnik auf die Spitze getrieben, gut, die ist wirklich fein gebaut und der Nutzfahrzeugantrieb ist vom Feinsten. Aber solche Leistungen reichen nicht zur Ewigkeitsformel.

Corona ist nun wirklich nur die Spitze der Ausflucht vor der Summe dieser vielschichtigen und lange angezüchteten Probleme.

Deutschland hatte mit dem Verlust der Unterhaltungselektronik und spätestens mit dem Untergang von Nixdorf den Anschluß verloren und die DDR als grobschlächtiger Bollen am Hosenbein hat dem ganzen Faß den Deckel aufgesetzt.

Rohde und Schwarz ist noch eine Firma, die heraussticht und einer der letzten Diamanten einer ansonsten durchweg überalterten Industrienation. Man sollte als eine wirklich gute Firma aber überlegen, ob man sich mit grobschlächtigen Politikern ungehobelter Sprücheklopferei ablichten läßt ohne daß das Weißwurstfett auf die Platine tropft und den Ruf versaut.

Die deutsche Wirtschaft und ihre Nähe zur Politik das ist ein Problem seit 1933. Wenn die Unternehmen auf ihre Produkte achten würden, auf eine breite Segementierung und die Nähe zu Kunden und dem Weltmarkt suchten und überdies die Politik vergäßen, wäre es eine Aufstellung, wie sie für die Schweiz gilt, wo die Politik ein eher geringer Faktor im alltäglichen Leben und gerade erst noch der Wirtschaft ist.

Der Gemeindepräsident in der Schweiz ist ein Verwalter und ein Interessenvertreter und nicht ein Sepp wie der deutsche Bürgermeister, den man als bierseligen Unterhaltungsschauspieler herumreicht.
Das hat für Unternehmen auch eine Außenwirkung, ob man sich modern aufstellt, oder doch irgendwie bei aller inneren Güte deutsch - provinziell nach Außen produziert, wie eine Hitparade der Volksmusik - Heintje und Hightech - passt nicht wirklich zusammen.
Wenn ich in der Schweiz ein Unternehmen betrete fehlen erst einmal drei Dinge: Wurst - Bier - und Fußball. Betriebsfeste mit einem Bon für eine Bockwurst mit Senf gibt es auch weniger.
Die deutschen Unternehmen leiden unmerklich an der kulturellen Schwere des deutschen Volkstums. Das ist buchstäblich alt - abgehangen - und eingesessen, man bekommt es auf gut Schweizerdeutsch gesagt: am Ranzen und am Rücken.

Der Sprung in die Moderne heißt: Technik nicht Selbstdarstellung: Überlegenheit ohne die Krücke der Politik, Produktwert vor Geltungswert - überlegen in der Sache und bescheiden im Auftreten.

Die Unwichtigkeit jeder Darstellung schafft den Raum für brillante Produkte, die vor den Chef treten, vor das Management und der Manager in der Badehose dastehen kann und jeder auf das Erzeugnis stirrt und keiner mehr weiß wie der Unternehmer ausgesehen hat, so frei nach dem Satz: Vergiss den Verkäufer, die Ware ist geil !

Wenn die Produkte nur noch den Altar um den Papst der Produkte abgeben sollen, es also ein narzisstisches Format wird, verliert ein Betrieb auf dem Fuße.
Es täte vielen deutschen Unternehmen gut, sich in einer bewußten Betriebspolitik von der Politik fern zu halten um international nicht als heimliche altbackene Wurstbude befühlachtet zu werden.

Und man muß fairerweise auch sagen, daß Deutschland mit der Kraft aus den 80ern (Hameg) bis Anfang der 2000er noch irgendwie den Anschein trug "modern" sein zu können. Mit dem Jahre 2005 und einer berühmten Kanzlerschaft aus den Presswerken der Kombinate endete jeder Spirit endgültig.

Wenn Kohl das Ausruhen auf den Lorbeeren gewichtig versinnbildlichte und Schröder die Verbilligung des Niveaus verkörperte, Merkel ist der Korken in der essigsauren Schaumweinflasche.
Man kann mit einer gewissen Berechtigung sagen, daß Helmut Schmidt die letzte moderne Regierung  der Republik gestellt hat.

Und jetzt geht es um das Abwirtschaften bei einigen wenigen guten Stücken auf einem Weltmarkt bei "Bares für Rares".





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