Wenn ich der Frage nachgehe, was eine Entscheidung
ermöglicht, so fällt der Lichtstrahl zunächst einmal auf den Modus den Prozess,
der zur Diskrimination überleitet, zu entscheiden. Dabei gibt es zweierlei
grundlegende Prinzipien, die mathematisch - physikalisch eine gewisse reziproke
Validität aufbauen:
Analogismus
Digitalismus
Analog ist jeder Zustand, der nicht nur einen Einzelzustand
ist und auch nicht nur aus Einzelzuständen besteht. Digital ist jeder kalkulierte
Zustand, der als Einzelzustand und in der Summe nur als Einzelzustand besteht.
Diese Betrachtung wird wichtig, wenn es um die Frage der Entscheidung geht, die
sich an einen Momentverlauf knüpft.
Psychologisch entspricht dieses Modell in gewisser Weise der
emotionalen oder kognitiven Intelligenz. Es kann zu jedem digitalen Zustand
einen analogen geben, beide können dichotom auftreten, oder in Konkurrenz (vgl.
hierzu Paul Watzlawick).
Die Gesellschaft, in der wir Umgang haben, die laufende
Kommunikation, der Smalltalk, das alles ist eine analoge - psychologisch
schwingende Welt aus Dissonanzen und Resonanzen. Aus der Kultiviertheit des
Umgangs ergibt sich eine ganze Sinfonie von Modalitäten. Diese Kultur setzt
aber ein hohes Maß an Umgangsformen und - einer Umgangskultur voraus. Der
Umgang in einer kultivierten und kulturellen Gesellschaft ist materiell
gesichert, er dient aber keinem materiellen Zweck im engsten Sinne. Geschäfte
die man macht sind ein Vorgang, kein unbedingtes Ziel- die Bedingtheit liegt in
der Form, die man konventionell wahrt. Um zu debütieren braucht man den Rahmen
und der erfordert Etikette - das ist bürgerlich, gut, aber es ist eine
Konvention, die mehr voraussetzt als das materielle Ziel. Es ist ein Überbau,
der erfordert aber analoges Verhalten und ein Mindestmaß an psychologischer
Kultur.
Der Computer als Erbe der Berechnung kennt faktisch nicht
mehr als eine 1 oder eine 0. Alle Prozesse sind gebunden an Optionen, die sich
in Gatterlogiken erschöpfen, ganz gleich, ob man diese kaskadiert oder in einer
oder mehreren Kombinationen darstellt. Mehr als den Zustand einer Entscheidung
ob JA oder NEIN nötigt einem der Rechner nicht ab.
Diese Auswirkung zeigt sich besonders in der Art der
Kommunikation über Medien. Das Medium ist schon einmal ein alterierter Zustand
im Sinne dessen, daß eine andere Ebene als das Ich bemüht wird, das integrierte
Ich(`). Man ist nicht selbst in der Kommunikation, man verleiht das Ich an den
diskriminierten Zustand des "Ob". Wenn ich einem Chat beiwohne, dann
bleibt mir nur die Typographie und ein Emoji als gewählte - diskriminierte
Modalität des Kommunizierens. Ich bekomme ein Ich aus der Retorte und mache
permanent Konzessionen an die Plattform und ihre Facilities. Das Ich wird zum
alter ego der zur Verfügung gestellten Modalität.
Die Entscheidungsbäume sind Gatterlogiken und kennen die in
den CMOS - Bausteinen verfügbaren Modi. Ich kann entscheiden, ich muß
entscheiden und diese Entscheidung wird in einer digitalen Handlung vollzogen.
Ich kann nicht zwei Zustände gleichzeitig vermitteln, ich kann nicht
vielschichtig kommunizieren. Die Kommunikation ist in Simplex ausgeführt. Die
gesamte Kommunikation wird digital an dem Punkt eines nur weiteren digitalen
Zustandes entschieden.
Dieser Umstand ist von großem Gewicht, wenn es um die Frage
geht, welche Grundannahmen des Kommunizierens man unterstellt und welche in
feste Antizipationsmuster übergehen und übergegangen sind. Diese
Tatsächlichkeit erklärt es, ob man komplexe Probleme in einem Sample abtastet
und immer nur einen n - genauen Zustand abbildet, oder ob man analog jeden
Zustand wahrnehmen kann oder sogar eine Entscheidung vornimmt, die einen Fehler
aus dem Sample selbst enthält (Nyquist–Shannon sampling Theorem).
Das kann ich ganz praktisch beschreiben: Ich habe eine
Versammlung in einem Chat: Ich kann zu jeder Zeit nur einen Vorgang abtasten
und kann nur auf einen Vorgang hin operieren. Ich bin an einer gehobenen
gesellschaftlichen Party, ich unterhalte mich mit einer sehr gut aussehenden
Dame und nehme gleichzeitig noch ein halbes Dutzend an Vorgängen rund um meine
Gesprächspartnerin wahr und interpoliere und kopple ständige einen analogen -
psychologischen Zustand, dem ich eine analoge Wahrheit zubillige um mich -
verhalten zu können.
Ich habe keine sampling - rate, ich kann analog zu jeder
Zeit alles abbilden und verstehen.
Jetzt komm ich zurück zu einem Chat, wie auch immer dessen
Format jetzt heißt. Ich muß takten, ich muß die Inhalte, die in analoger
Echtzeit auf vielen Ebenen laufen können, einzeln bearbeiten, das Ergebnis muß
ich aus allen Vorgängen virtuell errechnen. D.h. ich muß aus allen nur auf 1
und 0 fußenden Optionen einen analogen Zustand des Befindens und der sozialen
Funktion erzeugen. Und dabei unterliege ich regelmäßig einem Bewertungsfehler,
der die soziale Wahrheit vollständig diskreditiert.
Wenn man eine Gesellschaft materiell - und digital aufbaut,
dann erhält man irgendwann einen nur noch simplifizierten Zustand aus nicht
mehr Kompetenz als einer Einzelentscheidung. Der Mensch wird zu einem
Bioroboter, der kaum mehr als das Format, mit dem die Konditionierung
gesellschaftlich stattfindet. Wenn es um die Komplexität des Entscheidens geht,
tritt an die Stelle des Unterbewußten nur noch die kognitive
Ersatzentscheidung, die um eine unsichere Emotion mehr beschwert wird. D.h. der
Bewertungsfehler findet schon dann statt, wenn der Vorgang des Entscheidens
durch den Mangel an einer gesellschaftlichen Kommunikation unter Menschen ohne
den emotionalen Anteil auskommt. Wer schon mal versucht hat eine komplexe
Emotion zu beschreiben, der kann erahnen, daß man ganze Romane schreiben müsste
um zu einer halbwegs fühlbaren Liebeserklärung zu gelangen.
Derb gesagt:
Ficken: click Yes or No. Ganze Paarungsplattformen verstehen sich auf
kaum mehr als dieses mediale - also gemittelte Maß an dem, was man nur noch
minimal für eine Entscheidung benötigt.
Eine so aufgebaute Gesellschaft zombifiziert innerhalb von
vielleicht einer oder zwei Generationen. Schizophrene Zustände und Ich -
Störungen sind eine Frage dessen, was nur noch ausschließlich oder überwiegend
an medialer Kommunikation stattfindet. Entscheidungen werden kritisch -
Zustände werden nicht mehr analog verstanden, das Handeln ist auf den digitalen
Momentwert beschränkt.
Die Kondition ist dann kritisch, wenn der errechnete Zustand
- medial nicht einem Zweck dient, sondern einem nicht zweckgebundenen Ersatz.
Wenn die Technik nicht mehr das Werkzeug ist, sondern das Leben und ein Ersatz
für dessen Umfang, dann wird sie zur Götze, zu einem Über-Ich, zu einem
Überbau. An die Stelle des Opiums fürs Volk ist das Smartphone fürs Volk
getreten, beide binden die Menschen auf nicht mehr als einen abstrakten Zweck,
aus dem sich das Individuum nicht selber befreien kann und in eine Wechselabhängigkeit
gerät, die - es als selbstverständlich hinnehmend nicht mehr objektiviert
bekommt.
In komplexen Situationen ist eine solchwie konditionierte
Gesellschaft vollkommen inoperativ. Denn das Sampling macht sofort die aus dem
Aliasing bekannten Probleme, einschließlich Scheininterpretationen und
holographische - virtuelle Effekte.
Man kann auch sagen, daß die Gesellschaft, die sich auf das
Spielzeug zurückwirft, einen Modus im CMOS - Format zu fundamentieren, alsbald
auf dem Stand eines schwer geistig - behinderten Psychopathen unterwegs ist,
der vor lauter Diskrimination in digitalen Einzelentscheidungen zwangsläufig
verrückt werden muß. Denn die Entscheidung bedeutet digital eine Menge, analog
einen Zustand, der den Rechenaufwand für unser Gehirn massiv senkt.
Sampling macht dumm.
Es pusht unsere Taktung in die Höhe und führt wie in jedem
Rechensystem zu Überlastung. Man kann eine soziale Situation analog unter
Menschen aufziehen und die gleiche Menge digital - medial um einen gestressten
Smartphone - User auf dem Stand einer Garagenparty in einer Nacht zum Burnout -
Patienten zu machen, einschließlich roter Augen und wunder Finger.
Man sollte sich also gut überlegen, ob man eine digitale
Gesellschaft solange digitalisiert, bis der Wahnsinn und die Erschöpfung
Programm sind und am Ende das System den Systemkollaps erst herbeiführt, wenn
nicht schlimmeres aufgrund von eklatanten menschlichen Faktoren innerhalb der
Ökonomie.
Der Computer ist dazu da, Vorgänge komplexer Art auszulagern
um sie dem analogen Umfang zu entziehen, das ist Sinn und Zweck des Rechners.
Es ist nicht seine Bestimmung und in einzelne Gatterentscheidungen zu zwängen,
die wir selber nicht in der Prozessgeschwindigkeit kaskadieren können um zu
einem auch nur annähernd gerechten Abbild des Ist - Zustandes zu gelangen.
Homework und mediale Konferenzen, die gesamte Chat- Branche
sind kein Ersatz für ein gepflegtes kultiviertes Zusammenkommen und man kann
sich schon die Frage stellen, wie hoch gestochen die Krankheit schon sein muß,
wenn man solche Dinge darstellen muß, weil sie sich dem gemeinen Smartphone -
Zombie schon längst entziehen.
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