Samstag, 18. Mai 2024

Ich und das Pripyat - Syndrom

 Es ist das Abbild der gebrochenen Hybris und ein Lehrstück über die Sinnlosigkeit des menschlichen Strebens mehr als das Leben sein zu wollen. 

Wenn ich eines kraft der slawischen Gene in mir abrufen kann, so ist es die östliche - philosophische Schwermütigkeit. 

Die Hilflosigkeit des Menschen vor seinen Werken und Idealen. 

Ich kann stundenlang das Requiem von Mozart hören und mir alte Bilder aus der verstrahlten Utopie des Kommunismus ansehen. Es hat die Auflösung des Konfliktes in der fertigen Katastrophe etwas Offenbarendes, etwas Deprimierendes, aber auch etwas zutiefst Befreiendes an sich. 

Selbst die Erhaltung des Ideals über das Selbstverständnis jenseits des Menschlichen hat etwas Groteskes, aber auch etwas, was die Hilflosigkeit an sich selbst nichts ändern zu können, zugibt. 

Die Strahlung verändert den Körper, der Mensch kämpft gegen die Veränderung, die ihn aber schon tödlich durchdringt. Der Mensch kennt keinen anderen Zustand als sein "System", dessen Energie aus dem Mantel des Graphits, dem Apparat befreit, ihn letztlich qualvoll sterben läßt. 

Der Mensch stirbt an der Freiheit der Kraft ohne den Mantel des Geräts, ohne den Rahmen würde der Mensch selbst zur Strahlung, - und seine Energie wäre das Selbst und der Genius der Spaltung des Gedankens. Der Mensch, die Vorstellung von sich, das Selbst und die Katastrophe als Geburt in den größten befürchteten Zustand: Dem Leben selbst. Die Menschen, die soviel Angst vor dem Leben haben, daß sie ihre Angst dadurch befrieden, sich auf dem Dach von Block 4 umzubringen, nur um die Energie infantil in den Schlund der Offenbarung zurückschaufeln zu wollen. 

Man hätte das Gebiet evakuieren und sich über ein Jahr "ausstrahlen" oder kerntechnisch richtiger "abklingen" lassen können. Es wäre wenig an der letztlichen Kontamination verändert worden, aber man hätte viel menschliches Leid verhindern können. 

Man hätte das Dach von Block 4 mit schlichten Wassermassen freispülen können, hätte der Mensch nicht den Drang gehabt den zweiten Weltkrieg gegen das Atom fortführen zu müssen. 

Das Ausmaß von Tschernobyl ist ohne den Umstand des deutschen Krieges in Russland nicht denkbar. 

Deutschland hatte die Blockbildung hinterlassen und diese Blockbildung hinterließ den Umstand der stalinistischen UdSSR und diese wiederum hinterließ Tschernobyl und dieses hinterließ den letzten Krieg gegen den Umstand des zweiten Weltkrieges als die Flagge auf dem Schornstein des AKW Tschernobyl gehisst wurde, als Analogie zur Szene auf dem Reichstag zu Berlin. 

Hier ergibt sich ein thematischer Schluß. 

Deutschland hatte Stalin die Macht verschafft und bis 1986 mußte Russland unter dieser Prägung mit sich selbst ringen und erst die Freiheit von der Energie, die das System erhielt vermochte in der Katastrophe diese Fessel zu schwächen, bis sie 1989 schließlich auch ökonomisch brach. 

Der Kommunismus war letztlich durch die Bedingung zerbrochen, die die Wehrmacht eingetragen hatte, denn der zweite Weltkrieg hinterließ schließlich die Blöcke, sonst hätte es nämlich durchaus sein können, daß sich der Kommunismus, ähnlich wie in China "marktwirtschaftlich abgenutzt" hätte. 

Stalin ist ohne Hitler und das blonde Monster hinter deutschen Herden in den narrativen Begründungszusammenhängen nicht denkbar. Und in der Tat ist die Umarmung durch das tödliche Atom und die Art der deutschen Frau zu lieben eine Ähnlichkeit, die literarisch nur unzureichend beschrieben ist. 

Hätte das NS - Deutschland nicht die Kohle in den Ofen der Paranoia geschaufelt, Stalin hätte nie die thermische Erhebung durch das Feuer des Krieges erfahren und wäre irgendwann ökonomisch entmachtet worden. 

Hitlerdeutschland war die Begründung für die große Identität der Sowjetunion, der Krieg war allgegenwärtig ein Teil der Identität und des Verständnisses vom Selbst. Diese Abhängigkeit vom Krieg und der damit einhergehenden Paranoia schuf die Antriebe sich unter diesem Eindruck zu entwickeln und in der Entwicklung verschmolz das Objekt der Paranoia mit dem Selbst der Entwicklung. 

Aus der Verteidigung wurde der Minderwertigkeitskomplex und aus diesem die ewige Verteidigung durch den Versuch am Großen und dieser endete in der Verteidigung der Sowjetunion gegen die Strahlung des Zerfalls. 

Gegen die >>>Strahlung des Zerfalls<<< zu kämpfen ist durchaus das nächste Sinnbild in der Anordnung. 

Und ich frage mich im Ernst, ob der Westen nicht auch unbewußt nach der Katastrophe strebt, um aus der Falle des falschen Selbst einen Ausweg aufgezwungen zu bekommen. 

Die Utopie ist eine Mondlandschaft ohne Leben, bevor sie der Umstand ihrer Geburt zur Normal über das Leben hinweg zur Mondlandschaft macht. 

Das Bessere über dem Leben ergibt immer die Fallhöhe des Helden. 



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