Der Abgang einer Kultur, oder der Krieg gegen die unerträgliche eigene Seele

Allegro con moto

Ich kenne kaum einen Fall in der Geschichte, wo eine Kultur, die ähnliches anrichtete, wie die deutsche im vergangenen Jahrhundert, sich selbst aus einem solchen Zustand heraus überlebt hätte. Ich werde von der wagen Ahnung in einem lieblichen Arm der Unbestimmtheit mit einem Hauch Gewissheit gehalten, daß das, was die Deutschen derzeit aufführen das letzte Aufbäumen eines Volkes ist, das mit dem Jahr 1939 einen Prozess inaugurierte, aus dem es nur als Ertrinkender der eigenen Geschichte hervorgehen konnte. 

Der Größenwahn wird noch einmal zurückkehren, noch einmal wird Deutschland sich beweisen, bis es sich ein letztes Mal selber über hat und dazu übergehen wird, eine letzte fatale Logik zu entwerfen, die sicherlich einen nicht minder großen wirtschaftlichen und menschlichen Schaden in der europäischen Umwelt anrichten wird wie die Vorgängermodelle deutscher Wahnhaftigkeit. 

Sie wollten das "Weltauto", "Weltmeister" in jedem Fach wollten sie sein, Siegen, Produzieren - um nun an sich und einer Hörigkeit vor dem Aktionsartikel des SED - Ausverkaufs - unter zu gehen. 

Die Anleihe am letzten Preußen in der Gestalt der DDR und ihrer sozialen Logik von Staatlichkeit, der traditionelle Rückfall wird Deutschland das Genick im Zusammenhang der neuen Zeitverläufe brechen.

Wenn man bedenkt, wie langwierig und blutreich das römische Reich seinen Modergeruch in die Entwicklung der Geschichte verpestete, so müssen die Untergänge von wahngetragenen Kulturkreisen keineswegs kurze Episoden bleiben. Die EU ist ein Musterbeispiel, wie die Einflußgröße eines Erregers von Unfrieden als Erbe seiner selbst ausschauen kann.

Es ist vollkommen gleich, ob Deutschland über eine narrative Seuche vermeint einen Weg zu alter Größe zu finden, oder in einem destruktiven Selbstabbau um dereinst einem Sündenbock das eigene Handeln anzuflicken. 

Andante quasi moderato 

Es wird dieses Volk als Revanche nach Größe streben, egal in welcher Richtung, ob nach oben oder nach unten, und es wird seine Spinnenfäden international stricken um die Sache nach außen plausibel erscheinen zu lassen. Europa wird für diesen neuerlichen Ausbruch bitterlich die Rechnung zu zahlen haben und es werden sich die Staaten noch umsehen, wie sehr sie dem Geläuterten des Jahres 1949 auf den Leim gingen. Der Euro, das trojanische Pferd, die Devise als Panzerarmee zur Promotion der deutschen Wirtschaft zum Nachteil aller anderen Ökonomien. Der 2+4 Vertrag war Deutschlands Schlüssel, sich zu einer Größe auf zu schwingen um alle getäuscht zu haben. 

Allegro con brio 

In drei Kriegen hatten die Deutschen bewiesen, daß sie expandieren wollten - um jeden Preis, in einem Völkermord haben die Deutschen bewiesen, es auf die ultimative Boshaftigkeit kommen zu lassen für den Erfolg des preußischen Prinzips. Warum soll man einem, der drei mal eine Rote Ampel überfährt glauben, daß er sich an Regeln hält ?

Im Zustand des jetzigen Abbaus der alliierten Konstruktion des Jahres 1949, in der Haltung der Organe in Deutschland wird die tiefe Reichsgläubigkeit offenbar, eine Verwurzelung in sozialen Kodierungen, die sich sozial Bahn brachen und nun einen praktischen Verfassungsabbau zeitigen, der nichts anderes ist als die Rückkehr der Deutschen zu sich, vor eine Ordnung des alliierten Kontrollrats.

Die "Maßnahmen" sind der Weg der Deutschen das Erbe der Alliierten zu tilgen um einen Staat zu erschaffen, der ihnen mehr entspricht und an alte Traditionen anknüpft. 

Presto molto furioso 

Sie werden ihren Lack der Geläutertheit abschütteln und danach trachten als "Gemeinschaft" in Erscheinung zu treten: Weltrettung und der Drang nach einer Außenwirkung als "opferwilliger Übermensch", das wird die moralische Folter und das tägliche Werkzeug teutonischer Tyrannei. 

Die Deutschen werden keine Gelegenheit auslassen, die Welt mit ihren Idealen, ihrer Philosophie und vor allem ihrer oberlehrerhaften Deutungsdiktatur zu behelligen, wie an Preußens erstem Tage, da es als Staat das Licht der Geschichte erblickte. 

Luther, Deutschlands erster Antisemit und Eugeniker, er ist der erste Ausweis dieser Sucht nach Überlegenheit wider alles Menschliche. Werte und Kultur sind die Werkzeuge, Gelehrigkeit das Mittel der Tradition und die Tugend, sie ist der Summenbegriff dieser Weltgeißel reiner und besser sein zu wollen als die Schöpfung selbst. 

Es gibt keinen Winkel auf Gottes weitem Boden, wo man sicher ist vor deutschen Konventikeln aus Moral, Anklage und einem Strafanspruch, als wäre der Deutsche per Geburt schon zum Richter der Endzeit erkoren worden. Die deutsche Kultur ist eine einzige Pestilenz aus Moral und Liebesentzug, blutig ist der deutschen Boden, blutleer ist das Gewissen, der Tod ist der Herrscher und die Liebe sein erstes Opfer. 

Wenn des Teufels Gemahlin der Wahn ist, dann sind die Deutschen ihre Kinder. 

Andererseits, man wird gottfürchtig, wenn man mit Deutschen zu tun bekommt, sie treiben einen förmlich in das Studium der heiligen Schrift um vergebens nach der Frage eines Sinns zu forschen, den man sich bei Gefühl und Liebe im Herzen nicht erschließen kann. 

Es muß Kulturen und Kapitel geben, über die die Archäologie die Bücher zu schließen hat, damit die Welt hernach etwas menschlicher werde, mit Liebe angefüllt von einem neuen Geruch neuer Blumen und neuer Gedanken, wo man auf den Trümmern der Moral einen Gedanken pflanzt, eine Sehnsucht und Geschichten, wie Exuperys "Stadt in der Wüste". 

Das Leben ist zu kurz um es den Verwaltern der Hölle zu überlassen, sie reißen nach den Seelen, das alleine ist aber schon genug. 

Gibt es eine Wendung ins Dur ? Kann man diese Logik eines völkischen Unterbewußten formen oder ändern ?

Es ist alles vor der Geschichte einen Versuch wert, wer nicht wagt, der nicht gewinnt, wer nicht wagt, der nicht scheitert, wer aber aus Angst nicht scheitert verliert sich immer in die Bedeutung des Schlechten aus allem was eine Begebenheit zuläßt. 

Ich werde bei jedem Thema der düstersten Sonate immer noch glauben, daß sie sich in Dur auflöst, und wenn ich es nur imagniere, nach einer chromatischen Tonleiter, wenn man sich beim Ende in einem Ton des Rest wünschen darf.