Montag, 8. Juni 2020

Die Krise, die Identität und die historischen Ausgangslagen.


Ich stelle hier mal eine Frage: 

Wie steht es um eine Materialermüdung der Nachkriegsordnung in Deutschland ?

Oder um es anders zu sagen: 

Gibt es einen Memory - Effekt innerhalb der Sozialisation ? 

Je totaler die Identität baut und je ideologischer sich diese ausformt, desto stärker wird der vorgebliche Kampf gegen alle - rechts verorteten - Elemente. Doch das ist keine Kritik, daß ist eine innere Spaltung des Bewußtseins von Identität und internationaler Anforderung. 

Sowenig das Grundgesetz von Deutschland initiiert wurde, so wenig das deutsche Volk an seiner Zeugung beteiligt war, sowenig ist es in der Tiefe verankert und das war den Westalliierten auch klar.

Die totale Deutungshoheit über den Modus der Ausführung, das zerrüttet das Fundament der intendierten Grundordnung, der Zweck wird dem Kodex entzogen, die Verfassung wird sinnleer und dienst als moralische Rechtfertigung - aber mehr nicht.

Und je mehr sich das Plural auf die Simplizität des Gehorsams energetisch verarmt, desto mehr muß sich der Ausdruck der Rechtfertigung Bahn brechen- und dann wird gegen etwas demonstriert, was man in Wahrheit hörig selber betreibt, man tritt mit der totalen Forderung auf um die totale Forderung zu akkreditieren, nicht um sie zu relativieren, denn das würde eine relative Forderung bedingen, die aber sprachlich schon nicht gegeben ist.

Das ist Horkheimers Modellierung fast in Reinstform. 

Die Maskenpflicht ist ja nicht etwa - wie auch Chaim Noll meint, etwas Auferlegtes, es ist etwas, daß aktiv ausgestaltet wird, in einem erweiterten Gehorsam der Inbrunst im Befehl eine lobenswerte Leistung zu verkörpern. Das ist mehr als eine passive Rolle. Das ist die Erlösung in der Erleichterung nicht mehr demokratisch sein zu müssen: 

"Wir müssen endlich wieder dienen, geendet hat das Können und das bloße Dürfen, endlich ist der Geist befriedet, der König hat gesprochen".

Das Prädikat nicht mehr entwickeln zu müssen als die Perfektion des antizipierten Willens der Herrschaft, das ist eine Befriedigung und eine Wiedererkennung bei der Mutter erworbener Muster, wenn man für eine schulische Leistung gelobt wurde, nicht aber um seiner selbst in den Arm genommen - wenn man vom Vater einmal anerkannt wurde, da man studierte, als Kind aber mangels einer Qualifikation nicht geliebt wurde - nicht mehr als ein ungewisses Anlagegeschäft. 

Die infantile Regression sie fällt nicht zufällig mit der Hörigkeit zusammen. Beides bedingt sich förmlich in Zirkelbegründungen von Bestätigung, daß was erworben, nun in der totalen Forderung richtig und die Kindheit doch irgendwie gut war - und vor allem zweckdienlich und nützlich. 

Identität ist immer ideozentrisch und versteht sich auf eine übergeordnete Gültigkeit aus Ich - Erfahrung intra und Wertebestätigung extra. 

Das >Ganze sein<, die Erfüllung, die Bejahung kindlicher Bejahung von konditionierten Reflexen, vielleicht ist das für viele eine psychologische Entlastung und eine Versöhnung mit etwas von Leid, was man in der Bestätigung totaler Anforderung nur trefflicher verdrängen kann.

Die Unsicherheit läßt die Menschen in sich das Kind suchen - und sie finden es in der Diktatur der Kondition, als Abbild der falschen Mütterlichkeit und sie erkennen in allem sich wieder und fühlen die Güte, die sie sich immer selber erklären müssen - um nicht ins Bodenlose einer Selbstoffenbarung von Sozialisation zu fallen.

In dem Moment der höchsten Willkür ist alles wie die Mutter (à Johanna Haarer) im Moment der Strafe für nichts, - ist alles wie die Kindheit, in dem Moment des Folgens ist alles Erlösung von der Angst vor Strafe.
Man kämpft gegen das Leid der Minderheit stellvertretend für das innere Leid, daß man nicht wahrhaben will.

Alles wird eine Stellvertreterbewältigung.

Das Narrativ - die Verbrämung erhebt sich über alle Maße politisch und entzieht dem Diskurs die Kraft es selbst zu offenbaren und zu reflektieren. Es entsteht eine Spirale des Konformismus einer verarmten Reziprozität ohne das kritische Element (Verlustinduktivität/Resistor [sic]). Es fügt sich die Erfüllung zu der Anforderung und diese ist die Bestätigung der Erfüllung als Belohnung - gut in einem übergebauten Sinne zu sein.


Kleingeist und Einfalt sind die Folgen mit allen Auswirkungen auf Innovation und die Ökonomie !

Diese fährt letztlich an den infantilen Bewältigung an die Wand, woraus der unechte Schluß gezogen wird, daß nur noch das Totale aushelfen werde. Die Mittel - Zweck - Relation ist in solch einem Moment rettungslos pervertiert. Letztlich wird dann der Pluralismus ausgeschlossen, weil man meint an die Stelle der Gesellschaft eine Gemeinschaft starker Wesen stellen zu müssen, daß Kritik schon deshalb ausgeschlossenes Element sei, weil sie schädlich sei im Kraftakt der ausweglosen Strategie.

Strategie wird nur noch als monokausale Sequenz (Kettenlogik) aufgefasst, es schließt sich die Loxodrome um ihre Kernthese, die Falle des Ideozentrismus schnappt erbarmungslos zu, die Ökonomie scheitert an dem Verlust jeder adaptiven Interaktion nach außen.

à Protektionismus

Dem Niedergang folgt erstens der Aufschwung totaler Ideologie, wenn diese installiert ist, scheitert diese Ökonomie an ihren fehlenden auswärtigen Optionen und es kommt zur eigentlichen Krise. Diese wird dann meistens in einer ziemlichen Aggression aszendiert weil die inneren Widersprüche nicht objektiviert werden können.

Das Paradebeispiel ist wie immer der zweite Weltkrieg, der die Ausweglosigkeit der Arbeitsbeschaffung der NS - Regierung in eine unermessliche exponentielle Funktion überführte, da der moralische Herrenmensch nicht scheitern konnte, mußte er den Grund für die Krise im Außen suchen und als die Effekte im Inneren ausgeschöpft waren (Organisation Todt) war die Veräußerung mit der Flucht in die Rüstung und den Krieg die einzige Möglichkeit den Innenanspruch so total zu halten, wie er postuliert wurde.

Sklavenhalterei unter den primitivsten und unterzivlisatorischen Bedingungen markieren das vollständige Scheitern des Selbstbildes "ein Herr zu sein". Jede Größe kommt dem Moment abhanden, wenn die Größe in der Verachtung und Erniedrigung des anderen nur noch ausschließlich zu bewerkstelligen ist.

Das ist die Vollendung der Ideologie in ihrer Entwertung, nach innen, nach außen und historisch.

Sub iugum mittere….

Die relative Größe des Eingebildeten ist das Joch des anderen.


Und unter dieser Erfahrung stellt sich für die Geschichte eine bedeutende Frage:

Wie wird sich dieses Deutschland verhalten, wenn es von dem Anspruch eines Exportweltmeisters auf dem Zenit seiner industriellen Identität in die Realität der Marktkräfte fallen wird ?

Eine Bombe mit einem verrosteten Säure- Zeitzünder könnte nicht unberechenbarer sein.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Der Weise ist weise, wenn er es nicht ist.

 Der Weise schwebt und hofft auf etwas Besseres.  Der Pessimist hat immer recht, denn schlecht ist immer irgendwie.  Weisheit hat einen geda...