Samstag, 23. Mai 2020

Terminologisches

Ich glaube, daß schon die Überlegung, daß ein Begriff definiert ist, die Sache ad absurdum führt. Gerade gräzisierte "Fachwörter" noch schlimmer ist es im Latein werden so oft festgetackert, daß man sich als Humanist schon fragen mag, was dieses Formenharz - Gießen der Begriffe soll.

Ich kann weder bei Tacitus noch bei Cicero eine Definition von Begriffen finden, sie werden benutzt wie es das Bild, das zu transportieren beabsichtigt ist erfordert. Ich habe den schweren Verdacht, daß das christliche Dogma einiges zu der Frage beigetragen hat, was aus einem Begriff einen Wert machen soll.

Vielleicht liegt das Ganze auch an der Abwesenheit der Altsprachen, daß an die Stelle der etymologischen Bedeutung und ihrer Begriffsbildlichkeit das "Wissen" "um" einen "Verwendungswert" getreten ist.

Es kommt ja auch keiner auf die Idee den Ablativ tatsächlich durch seine deutsche Entsprechung zu ersetzen:

Den Genitiv der adverbialen Bestimmung:

"Triefener Kleider, des Regens reich bedacht 
gingen wir zum Schluß
doch noch an den Fluß 
und hatten dennoch sehr gelacht". 

"Denkens begann er zu schreiben..." "Letztens doch nicht gekommt"

"(Des) schneidenden Windes geweiht, umsegelte er das Cap."

Das ist ein waschechter abl. abs. als gen. abs. mit PPA.


Beispiel aus Wikipedia: 

Ponte facto milites flumen transierunt.

Der Brücke getan übertraten die Sodaten den Fluß. 
Korrektur: 
"Der gemachten Brücke...", so bleibt das PPP erhalten...


Altes Deutsch (der schwebende Sinn !), wer es kann, braucht keine schwachsinnigen Übersetzungsregeln, nur weil man den Genitiv der adverbialen Bestimmung nicht mehr gängig benutzt. Die zeitliche Komponente ist ein Implizitspiel mit dem Sprachmittel, die braucht man nur bei erwiesener gefühlloser Dummheit ausdrücklich verwenden. 

D.h. Der Sinn des Ablativs ist ohne weiteres ins Deutsche 1:1 durchlesbar. Rotzdumme Lateinlehrer (Fluch über sie tausende Jahre) machen daraus die Hölle der Übersetzungsregeln und die Teufel traktieren damit ihre Schüler mit aber wirklich saudummen Belehrungen. 

"Wir sahen das Boot schwimmen" "Wir sahen Heinz Doof pinkeln" ... dürfte wohl unschwer auf einen ACI rauslaufen. 

Und genau so wie man etwas, was sprachlich eine durchgängige Verwendung erlauben würde, man aber nicht praktiziert, so entstehen Begriffsdefinitionen, die die Wissenschaft zu dem machen, was sie christlicherweise ist: Ein dogmatisches Gebäude, so starr, daß es beim kleinsten Beben zersplittert. 

Ich glaube, daß der Mensch deshalb gerne definiert, weil er Gott zeigen will, daß er es auch drauf hat. 

Ich habe da noch ein Beispiel:

Deduzieren und Reduzieren. Der Vorgang ist der gleiche, es kommt nur darauf an, ob man etwas auf einen Punkt von der Gegenwart in die Vergangenheit oder auf einen anderen Zustand re - duziert oder einen Zustand generell de - duziert. Also einmal etwas zurück - führt auf ,  oder ab (ent) -führt - hin (den Witz mit dem Wort abführen gibt es gratis). Wenn ich jetzt mal von diesen depperten Schüttelwitzen für Schüler mit dem Wort "abführen" absehe kann man den Zustand an sich infinit abführen oder finit zurückführen. Geschlossener und offener Bezug.

Auch Begriffe unterliegen der Unschärfe ! Je ganauer man sie betrachtet, desto schlimmer wird es und mann kann sich mit dem Walde - Hofmann einen ganzen Abend an einem Wort aufhängen und kommt nur dümmer aus der Sache raus, als man in sie trat.

Und das ist auch eine Form unserer Unbildung heute, daß die Leute von den Definitionen her lernen und nicht mehr von den alten Sprachen her, daß es den Menge - Güthling nicht mehr gibt und der Georges in den Regalen fehlt ist ein Zeichen von Verblödung und Begriffswichtigtuerei mit Definitionen, die sich in dem sprachlichen Sinn nicht finden lassen.
Die deutsche Sprache hängt an der Festschreibung wie diejenige des Ertrinkenden, jener an seinem Ringe als er schwimmt und die Masse des Auftriebs verdrängt, an dem das Leben hinge.

Stark gebeugte Verben sind im Konjunktiv nicht zwingend schwul !


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