Nun hat Hannah Arendt zu diesem Thema nun wirklich schon
alles geschrieben, was es zu schreiben gibt, Canetti ebenfalls. Aber was hilft
der beste Bestand, wenn auf ihn keiner einen Rückgriff nimmt ?
Man muß auch narrativ wiederholen, was sich dem Bewußtsein
schon auf seine Art entzogen hat, wenn die Art des Bewußten auch die
Abwesenheit seiner ist.
Wenn die Deutschen unter Corona reagieren, als hätten sie
keine andere Sozialisation genossen, als dies für die Grundlage zweier
deutscher Diktaturen gelten kann, dann stellt das unmittelbar die Fragen an die
Modalität eines jetzigen Zustandes. Warum er so baut, wie er es tut.
Und hier gilt der Gehorsam als Todfeind des Entscheidens als
ein Element dessen, was diese Modalität überhaupt zureichend begründet und
beschreibt und umgekehrt.
Gehorsam ist dabei ein Synonym für Ordnung und diese für
einen Zustand von Sicherheit - alles in der Hierarchie und dem Rahmen einer
Interpretation aus subjektiven Momenten.
Und hier treibe ich die Betrachtung stracks wieder auf das
Feld der Ontogenese:
Der Erwachsene
reagiert vor dem Staat nicht mündiger als das Kind vor seinen Eltern.
Das heißt unmittelbar, daß der Erwachsene Staatsbürger eine
ebenso unmittelbar - wie reduzierbare Aussage über seien Kindheit abgibt, wie
er sich in einem staatlichen Anforderungsrahmen verhält. Das wiederum bedeutet,
daß die Verhaltensweisen, die der deutsche Aussagedurchschnitt an den Tag legt
auf die Kindheit zurückgehen muß.
Wer als Kind das Denken nicht gelernt, wird es später
apriori nicht auch von vorherein anwenden.
Damit fällt die gesamte Last des Deutschseins auf "die
deutsche Mutter und ihr erstes Kind" zurück. Also die
Nachweisbarkeit von einer Hörigkeit apriori läßt einen unmittelbaren Rückschluß
darauf zu, wie der Mensch, der Träger dieser Identität geprägt wurde.
Ich mag die kategorische Wenn -
Dann - Folge eigentlich nicht, weil sie immer nur enge Erklärungmuster
einräumt, aber in der Betrachtung der isolierten Zusammenhänge engerer Kausalität
komme ich nun einmal nicht ohne dieses Strukturell aus. Falls jemand eine bessere Methodik weiß, soll er sie kommentieren (!).
Es geht auf das Frauenbild zu und auf die Frage nach
herzlicher Wärme und warum diese beschrieben werden muß, weil ihr Wesen
ansonsten unbekannt ist.
- Gesellschaftlich koordinierende
Erwartung an das Erziehungsziel.
Das geht wieder auf das Apriori zu: Welche Dependenz und
überhaupt ob diese besteht - ist entscheidend in der Haltung vor dem Kind. Was
ist die Stunde Null der Zeugung, was ist die Stunde der Geburt, welche
Verhältnisse herrschen in der Sippe und welche soziale Einordnung hat die
Mutter - welche Werte sind Normwerte und welche tragen das Herangehen an das
Kind ?
Excursus brevis:
Wenn man ein Kind
bekommt ist der seelischen Normalfall eine euphorische Liebe, die sich
unmittelbar nur auf die Mutter und das Kind bezieht.
Das bedeutet, daß die Mutter - Kind Beziehung nur dual ist
aus:
Identität 1: Der Mutter
und
Identität 2: Das Kind.
Das Kind fühlt sich geborgen bei der Mutter. Das weitere
soziale Feld ist für das Kind in der Versorgungsfrage zweitrangig bis
irrelevant. Der Vater säugt das Kind nicht, er ist ein Wesen aus dem Erlebnisfeld, nicht aus dem Lebensfeld des Neugeborenen.
Der Rest der Sippe ist allenfalls so etwas wie der
neurotische Weihnachtsbaum aller möglicher anbehängter Erfahrungskugeln.
Der seelische Bezugspunkt ist die Mutter, diese ist mit dem
Kind die Einheit, die es heranwachsen läßt. Die Mutter hat im Normalfall keinen Vorbehalt gegenüber dem Kind,
entwickelt aber einen Vorbehalt gegen die Umwelt außerhalb dieses Nukleus
des Lebens, der nichts mit Familie gemein hat.
Das Kind ist ein
unbedingter Bezugspunkt, die Familie und weitere Gesellschaft in Bezug auf
diese Bindung ein nur noch bedingter in der Frage einer Hierarchie.
Das bedeutet unmittelbar, daß es im seelischen Normalzustand
keinerlei normativen Rückgriff der Umwelt auf diese Ein - Zelle der Mutter
-Kind - Beziehung gibt. - wie gesagt- im Normalfall des seelischen Wirkens.
Das bedeutet, daß die Mutter und ihr Kind ein Universum
ausbilden, das sich abschließt. Bekommt eine Frau Zwillinge oder Drillinge,
wird das Plural nur erweitert - nicht geteilt.
Schon die Erwartung an eine Frau, viele Kinder zu bekommen,
ist eine gesellschaftliche Normenbildung und Erwartungshaltung. Denn die Frage
stellt sich nicht dann, wenn die Mutter und ihr erstes Kind eine Einheit
bilden, ob aus diesem engsten Zustand überhaupt sofort die Bindung zugunsten
eines zweiten Kindes verändert werden soll.
Will die Frau ein zweites Kind, oder wird es von ihr im
Rahmen eines angetragenen Wertes erwartet ?
Schon hier zeigt sich da Gift gesellschaftlicher
Antizipation an die Normerfüllung in der exogenen Veranlagung von Konflikten,
die sich auf die Mutter - Kind - Beziehung unmittelbar auswirken.
Erst wenn die Mutter aus ihrer Beziehung zum Kind für ein
zweites Wesen ihn dieser Konstellation bereit ist, dann soll sie ein zweites
Kind bekommen. Der Mann hat in dieser Konstellation des Wollen der Empfängnis
überhaupt nichts zu vermelden, denn er ist der Versorger und wenn er nur liebt,
dann wird er auf diesen Umstand selber die Familienentwicklung abstellen - die
bei weitem keine Planung sei, wie Planung unmittelbar neurotisch bedeutet einer
Normenvorgabe zu entsprechen.
Jede Normativität, die nicht gefühlt - unabhängig
ausgebildet wird aus der Emotion ist im Zweifel krank. Dazu zählen im Übrigen
auch psychologische Erklärungsmuster, die noch so plausibel sein können, wenn
sie nur eine Beiziehung an das eigene Leben sind, sind auch diese pathologisch.
Zurück zum Thema der Wirkung der Prägung auf den
Staatsbürger.
Das Ergebnis der Erziehung ist - nicht nur in Deutschland -
das vornehmliche Ergebnis einer erweiterten Sippen - und Gesellschaftslogik von
Erwartungen. Diese Erwartungen bilden Werte aus, explizite - antizipierte und
auch usurpierte.
Die belehrende Großmutter ist der klassische Fall
usurpierter Funktionalität innerhalb einer fremden Beziehung, die
Schwiegermutter tut ein Gleiches, der Rabbi oder der Pfarrer auch. Alle
urteilen in der Bewertung der Beziehung aus Mutter - und Kind aus erworbenen
Bewertungen - und wissen schlechterdings selber nichts über die eigenen
Gefühle, die wären, wenn nichts an Erwartung davor gewesen wäre- außer die
Mutter und ihr Kind als eigenes System ohne Gleichen.
Jetzt hat man eine Kontinuität, die die Frau als Leinwand
der gesellschaftlichen Erwartungen betrachtet. Die Mutterschaft ist eine
Befehls- und Reaktionsadresse. Der reziproke Wert der stabilisierten Erfüllung der
Mutter an die Umwelt bildet das Maß, der goutierten Beziehung aus.
Damit gibt es eine erkennbare Erbfolge von Werten, die sich
immer aus der Prägung der vorangegangenen Generation ableiten - implizieren und
deduzieren. Das nennt man Kulturkreis
und das ist die traditionelle Theorie des Handelns:
Der Vorbehalt
gegenüber dem Kind entsteht, er wird gegenüber der Umwelt abgebaut.
Der amerikanische Methodist unterliegt diesem Fehler, das
Kind eines Stammes Eingeborener unterliegt diesem Fehler, die Menschheit
unterliegt dem Fehler, daß der Mensch mehr der Erwartung der Gruppe als seinem
Herzen gehorchen möge - und sogar Affenhorden unterliegen diesem Einfluß der
Evolution. Auch die Evolution kann irren.
Das Tier, daß sich mit seinem Jungtier zurückzieht tut dies
aus dem Instinkt der Konflikte, die sich innerhalb der Klade ergeben würden,
erkennbar für nicht weniger als den Instinkt. Wenn also ein Mädchen in der
Schwangerschaft von zuhause wegläuft muß das nicht die schlechteste Reflexhandlung
sein.
Wenn sich ein chassidisches Mädchen Jeans kauft und keine
Lust hat nur ein dogmatischer phyletischer Zweck zu sein, oder ein katholisches
Mädchen lieber ins Heim geht, als sich dem moralischen Druck der Eltern
auszusetzen, dann sind das alles andere als abnorme Maßnahmen sich - und das
Kind vor der Erwartung zu bewahren, weil der Konflikt zum Schaden am Kinde
ansonsten zu gewärtigen wäre. Der straflogische Konflikt ist schon das Gift,
das zwischen Mutter und Kind geschaltet wird - um so besser als noch ein Gott
den Leuchter der Explanation zu der ganzen Anordnung halten soll.
Nun gut, es gibt religiöse Denksätze, die sind eine nahezu
absolute psychologische Weisheit, aber das ist etwas anderes als die Frage nach
der Bindung und der Liebe einer Mutter zu ihrem bewindelten Alleinbesitz des Herzens.
Es kommt -wie man
sieht - auf die Frage der Alleinstellungsmerkmale der kulturellen Prägung an.
Der Explizitwert der phyletischen Veranlagung ist ein
phyletisch - ontogenetischer Effektivwert. Man kann auch schnöde die
Stammesprägung daraus machen.
Wenn der Computer ein BIOS der inneren Verwaltung kennt,
dann ein Volk ein solches der inneren Strukturierung.
Der Gehorsam ist
dabei ein deutsches Grundmuster und seine Bedingungslosigkeit ist ein Maß der
deutschen Wirklichkeit.
Was macht also den Träger des Deutschseins aus ?: Es ist die
kalte Mutter, die in ihrer Kälte eine Erfüllung leistet an die eigene Mutter,
die Familie als Spiegel und Abbild - Kopie der staatlich -reziprok veranlagten
Effektivwerte des Seins in der Gestalt der Träger des Staates, des Bürgers in
seiner Klade.
In der Frage der
Erziehungseinflüsse und der Kontinuität ist das "tausendjährige
Reiche" eine durchaus unterstellbare Realität der getragenen und
übertragenen Werte in den Modalitäten der inneren strukturellen Veranlagung.
Wenn man Deutschland prädizieren will und verstehen, warum
es, - wie - modal reagiert und handelt, so ist entscheidend, welcher
Kontinuität der gehandelte Wert unterliegt und auf welchem Beruhen das Abbild baut. Das Beruhen, also die ratio decidendi ist ein, durchaus
auch juristischer Begriff des Beweismaßes innerhalb von Herleitungen und deren
Implikation in theoretische Erkenntnissätze. Es ist also keine Annahme aus dem
hohlen Bauch, wenn man unterstellt, daß das dritte Reich unter dem Teppich der
gespielten Republik in den Erziehungsmaßstäben und deren Zusammenhang überlebt
hat und wirkt. Es ist nicht mehr als eine anthropologisch gegebene Tatsache,
die so real ist, wie jedes kollektive Bewußtsein einer Erinnerung über die
Entität des eigenen Stammesdaseines.
Die Gleichschaltung
ist nichts anderes als eine Konvention, die sich uniformiert und nur erfüllt,
was ohnehin als Gleichgestalt in der Erziehung veranlagt wurde.
Die Wir - Erkennung tritt lediglich an die Stelle des Ichs-
welches im mütterlichen Vorbehalt auf das Wir hin in der Ontogenese ausgebildet
wurde. Gleichschaltung ist eine
Erfüllung von konditionierter Erziehung !
Wenn man also in einer realen Krise in Deutschland das
Gefühl nicht los wird in einem Aufguss der Hitlerzeit gelandet zu sein, dann
ist das keineswegs ein Abstraktum, sondern eine deduzierbare Erscheinung, die
sich auf eine Musterung von Verhalten während der Prägephase zurückverfolgen
läßt.
Die kritische Theorie (Horkheimer) hatte gerade diese
Kondition zum Ziel einer Frage von Auflösung der konfirmistischen Umstände der
Begründung des Zustandes selbst.
Wenn eines die Forderung aus der Realität kollektiver
Psychopathie sein mußte, dann doch die Auflösung des, diese begründet habenden Umstandes
der Werdung von Entität unter dem Einfluß von Antizipation gesellschaftlicher
Herkunft.
Wenn man in der Frage
der Familienaufstellung Geschichte nicht auflöst, ist ihre Transformation eine
immer wiederkehrende Ausweglosigkeit. Die Wirklichkeit ist dann immer nur der
Zustand aus einer Abwandlung, nie aus einer gefühlten Wahrhaftigkeit heraus.
Aber nur der Mensch, der ohne Kondition als Wesen angenommen
wurde und als Kind das Abstraktum von Liebe und Annahme erfährt, kann selbst
urteilen und ein Gewissen der Erwartung voranstellen und Kritik üben, die sich
gegen das Modell des Gehorsams stellt und dieses anfechtet. Das ist nicht weniger als die Realität der
Abwesenheit irrationaler Kollektivwirkungen. Das Unglück von Kriegen und
Massenmorden hängt immer an der Einsicht über die Notwendigkeit aus einem
kollektiven Verständnis. Die Frage der Existenz ist immer dann kollektiv
begründet und wird auch so befördert, wenn das Ich sich nicht selber ökonomisch
positionieren kann -weil es nie errichtet wurde im Schoß der Mutter.
Der Mensch hat die Reflexion als Gabe der Schöpfung
bekommen, sich über solche Bedingungen zu erheben. Das macht ihn menschlich.
Und gerade eine Krise ist immer wieder der beste Grund sich dieser Kondition
unmittelbar gewahr zu werden und sie auf das Forum der These zu werfen, je
entschiedener, desto stärker die kollektive Forderung baut.
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