Samstag, 23. Mai 2020

Gehorsam als Modalität der Krise


Nun hat Hannah Arendt zu diesem Thema nun wirklich schon alles geschrieben, was es zu schreiben gibt, Canetti ebenfalls. Aber was hilft der beste Bestand, wenn auf ihn keiner einen Rückgriff nimmt ?
Man muß auch narrativ wiederholen, was sich dem Bewußtsein schon auf seine Art entzogen hat, wenn die Art des Bewußten auch die Abwesenheit seiner ist.
Wenn die Deutschen unter Corona reagieren, als hätten sie keine andere Sozialisation genossen, als dies für die Grundlage zweier deutscher Diktaturen gelten kann, dann stellt das unmittelbar die Fragen an die Modalität eines jetzigen Zustandes. Warum er so baut, wie er es tut.
Und hier gilt der Gehorsam als Todfeind des Entscheidens als ein Element dessen, was diese Modalität überhaupt zureichend begründet und beschreibt und umgekehrt.

Gehorsam ist dabei ein Synonym für Ordnung und diese für einen Zustand von Sicherheit - alles in der Hierarchie und dem Rahmen einer Interpretation aus subjektiven Momenten.

Und hier treibe ich die Betrachtung stracks wieder auf das Feld der Ontogenese:

Der Erwachsene reagiert vor dem Staat nicht mündiger als das Kind vor seinen Eltern.

Das heißt unmittelbar, daß der Erwachsene Staatsbürger eine ebenso unmittelbar - wie reduzierbare Aussage über seien Kindheit abgibt, wie er sich in einem staatlichen Anforderungsrahmen verhält. Das wiederum bedeutet, daß die Verhaltensweisen, die der deutsche Aussagedurchschnitt an den Tag legt auf die Kindheit zurückgehen muß.

Wer als Kind das Denken nicht gelernt, wird es später apriori nicht auch von vorherein anwenden.

Damit fällt die gesamte Last des Deutschseins auf "die deutsche Mutter und ihr erstes Kind" zurück. Also die Nachweisbarkeit von einer Hörigkeit apriori läßt einen unmittelbaren Rückschluß darauf zu, wie der Mensch, der Träger dieser Identität geprägt wurde.



Ich mag die kategorische Wenn - Dann - Folge eigentlich nicht, weil sie immer nur enge Erklärungmuster einräumt, aber in der Betrachtung der isolierten Zusammenhänge engerer Kausalität komme ich nun einmal nicht ohne dieses Strukturell aus. Falls jemand eine bessere Methodik weiß, soll er sie kommentieren (!).



Es geht auf das  Frauenbild zu und auf die Frage nach herzlicher Wärme und warum diese beschrieben werden muß, weil ihr Wesen ansonsten unbekannt ist.

  • Gesellschaftlich koordinierende Erwartung an das Erziehungsziel.

Das geht wieder auf das Apriori zu: Welche Dependenz und überhaupt ob diese besteht - ist entscheidend in der Haltung vor dem Kind. Was ist die Stunde Null der Zeugung, was ist die Stunde der Geburt, welche Verhältnisse herrschen in der Sippe und welche soziale Einordnung hat die Mutter - welche Werte sind Normwerte und welche tragen das Herangehen an das Kind ?

Excursus brevis:

Wenn man ein Kind bekommt ist der seelischen Normalfall eine euphorische Liebe, die sich unmittelbar nur auf die Mutter und das Kind bezieht.

Das bedeutet, daß die Mutter - Kind Beziehung nur dual ist aus:

Identität 1: Der Mutter

und

Identität 2: Das Kind.

Das Kind fühlt sich geborgen bei der Mutter. Das weitere soziale Feld ist für das Kind in der Versorgungsfrage zweitrangig bis irrelevant. Der Vater säugt das Kind nicht, er ist ein Wesen aus dem Erlebnisfeld, nicht aus dem Lebensfeld des Neugeborenen.
Der Rest der Sippe ist allenfalls so etwas wie der neurotische Weihnachtsbaum aller möglicher anbehängter Erfahrungskugeln.

Der seelische Bezugspunkt ist die Mutter, diese ist mit dem Kind die Einheit, die es heranwachsen läßt. Die Mutter hat im Normalfall keinen Vorbehalt gegenüber dem Kind, entwickelt aber einen Vorbehalt gegen die Umwelt außerhalb dieses Nukleus des Lebens, der nichts mit Familie gemein hat.
Das Kind ist ein unbedingter Bezugspunkt, die Familie und weitere Gesellschaft in Bezug auf diese Bindung ein nur noch bedingter in der Frage einer Hierarchie.

Das bedeutet unmittelbar, daß es im seelischen Normalzustand keinerlei normativen Rückgriff der Umwelt auf diese Ein - Zelle der Mutter -Kind - Beziehung gibt. - wie gesagt- im Normalfall des seelischen Wirkens.

Das bedeutet, daß die Mutter und ihr Kind ein Universum ausbilden, das sich abschließt. Bekommt eine Frau Zwillinge oder Drillinge, wird das Plural nur erweitert - nicht geteilt.

Schon die Erwartung an eine Frau, viele Kinder zu bekommen, ist eine gesellschaftliche Normenbildung und Erwartungshaltung. Denn die Frage stellt sich nicht dann, wenn die Mutter und ihr erstes Kind eine Einheit bilden, ob aus diesem engsten Zustand überhaupt sofort die Bindung zugunsten eines zweiten Kindes verändert werden soll.

Will die Frau ein zweites Kind, oder wird es von ihr im Rahmen eines angetragenen Wertes erwartet ?
Schon hier zeigt sich da Gift gesellschaftlicher Antizipation an die Normerfüllung in der exogenen Veranlagung von Konflikten, die sich auf die Mutter - Kind - Beziehung unmittelbar auswirken.
Erst wenn die Mutter aus ihrer Beziehung zum Kind für ein zweites Wesen ihn dieser Konstellation bereit ist, dann soll sie ein zweites Kind bekommen. Der Mann hat in dieser Konstellation des Wollen der Empfängnis überhaupt nichts zu vermelden, denn er ist der Versorger und wenn er nur liebt, dann wird er auf diesen Umstand selber die Familienentwicklung abstellen - die bei weitem keine Planung sei, wie Planung unmittelbar neurotisch bedeutet einer Normenvorgabe zu entsprechen.

Jede Normativität, die nicht gefühlt - unabhängig ausgebildet wird aus der Emotion ist im Zweifel krank. Dazu zählen im Übrigen auch psychologische Erklärungsmuster, die noch so plausibel sein können, wenn sie nur eine Beiziehung an das eigene Leben sind, sind auch diese pathologisch.  


Zurück zum Thema der Wirkung der Prägung auf den Staatsbürger.

Das Ergebnis der Erziehung ist - nicht nur in Deutschland - das vornehmliche Ergebnis einer erweiterten Sippen - und Gesellschaftslogik von Erwartungen. Diese Erwartungen bilden Werte aus, explizite - antizipierte und auch usurpierte.
Die belehrende Großmutter ist der klassische Fall usurpierter Funktionalität innerhalb einer fremden Beziehung, die Schwiegermutter tut ein Gleiches, der Rabbi oder der Pfarrer auch. Alle urteilen in der Bewertung der Beziehung aus Mutter - und Kind aus erworbenen Bewertungen - und wissen schlechterdings selber nichts über die eigenen Gefühle, die wären, wenn nichts an Erwartung davor gewesen wäre- außer die Mutter und ihr Kind als eigenes System ohne Gleichen.

Jetzt hat man eine Kontinuität, die die Frau als Leinwand der gesellschaftlichen Erwartungen betrachtet. Die Mutterschaft ist eine Befehls- und Reaktionsadresse. Der reziproke Wert der stabilisierten Erfüllung der Mutter an die Umwelt bildet das Maß, der goutierten Beziehung aus.

Damit gibt es eine erkennbare Erbfolge von Werten, die sich immer aus der Prägung der vorangegangenen Generation ableiten - implizieren und deduzieren. Das nennt man Kulturkreis und das ist die traditionelle Theorie des Handelns:

Der Vorbehalt gegenüber dem Kind entsteht, er wird gegenüber der Umwelt abgebaut.

Der amerikanische Methodist unterliegt diesem Fehler, das Kind eines Stammes Eingeborener unterliegt diesem Fehler, die Menschheit unterliegt dem Fehler, daß der Mensch mehr der Erwartung der Gruppe als seinem Herzen gehorchen möge - und sogar Affenhorden unterliegen diesem Einfluß der Evolution. Auch die Evolution kann irren.

Das Tier, daß sich mit seinem Jungtier zurückzieht tut dies aus dem Instinkt der Konflikte, die sich innerhalb der Klade ergeben würden, erkennbar für nicht weniger als den Instinkt. Wenn also ein Mädchen in der Schwangerschaft von zuhause wegläuft muß das nicht die schlechteste Reflexhandlung sein.
Wenn sich ein chassidisches Mädchen Jeans kauft und keine Lust hat nur ein dogmatischer phyletischer Zweck zu sein, oder ein katholisches Mädchen lieber ins Heim geht, als sich dem moralischen Druck der Eltern auszusetzen, dann sind das alles andere als abnorme Maßnahmen sich - und das Kind vor der Erwartung zu bewahren, weil der Konflikt zum Schaden am Kinde ansonsten zu gewärtigen wäre. Der straflogische Konflikt ist schon das Gift, das zwischen Mutter und Kind geschaltet wird - um so besser als noch ein Gott den Leuchter der Explanation zu der ganzen Anordnung halten soll.

Nun gut, es gibt religiöse Denksätze, die sind eine nahezu absolute psychologische Weisheit, aber das ist etwas anderes als die Frage nach der Bindung und der Liebe einer Mutter zu ihrem bewindelten Alleinbesitz des Herzens.

Es kommt -wie man sieht - auf die Frage der Alleinstellungsmerkmale der kulturellen Prägung an.

Der Explizitwert der phyletischen Veranlagung ist ein phyletisch - ontogenetischer Effektivwert. Man kann auch schnöde die Stammesprägung daraus machen.

Wenn der Computer ein BIOS der inneren Verwaltung kennt, dann ein Volk ein solches der inneren Strukturierung.

Der Gehorsam ist dabei ein deutsches Grundmuster und seine Bedingungslosigkeit ist ein Maß der deutschen Wirklichkeit.

Was macht also den Träger des Deutschseins aus ?: Es ist die kalte Mutter, die in ihrer Kälte eine Erfüllung leistet an die eigene Mutter, die Familie als Spiegel und Abbild - Kopie der staatlich -reziprok veranlagten Effektivwerte des Seins in der Gestalt der Träger des Staates, des Bürgers in seiner Klade.

In der Frage der Erziehungseinflüsse und der Kontinuität ist das "tausendjährige Reiche" eine durchaus unterstellbare Realität der getragenen und übertragenen Werte in den Modalitäten der inneren strukturellen Veranlagung.

Wenn man Deutschland prädizieren will und verstehen, warum es, - wie - modal reagiert und handelt, so ist entscheidend, welcher Kontinuität der gehandelte Wert unterliegt und auf welchem Beruhen das Abbild baut. Das Beruhen, also die ratio decidendi ist ein, durchaus auch juristischer Begriff des Beweismaßes innerhalb von Herleitungen und deren Implikation in theoretische Erkenntnissätze. Es ist also keine Annahme aus dem hohlen Bauch, wenn man unterstellt, daß das dritte Reich unter dem Teppich der gespielten Republik in den Erziehungsmaßstäben und deren Zusammenhang überlebt hat und wirkt. Es ist nicht mehr als eine anthropologisch gegebene Tatsache, die so real ist, wie jedes kollektive Bewußtsein einer Erinnerung über die Entität des eigenen Stammesdaseines.

Die Gleichschaltung ist nichts anderes als eine Konvention, die sich uniformiert und nur erfüllt, was ohnehin als Gleichgestalt in der Erziehung veranlagt wurde.

Die Wir - Erkennung tritt lediglich an die Stelle des Ichs- welches im mütterlichen Vorbehalt auf das Wir hin in der Ontogenese ausgebildet wurde. Gleichschaltung ist eine Erfüllung von konditionierter Erziehung !

Wenn man also in einer realen Krise in Deutschland das Gefühl nicht los wird in einem Aufguss der Hitlerzeit gelandet zu sein, dann ist das keineswegs ein Abstraktum, sondern eine deduzierbare Erscheinung, die sich auf eine Musterung von Verhalten während der Prägephase zurückverfolgen läßt.

Die kritische Theorie (Horkheimer) hatte gerade diese Kondition zum Ziel einer Frage von Auflösung der konfirmistischen Umstände der Begründung des Zustandes selbst.

Wenn eines die Forderung aus der Realität kollektiver Psychopathie sein mußte, dann doch die Auflösung des, diese begründet habenden Umstandes der Werdung von Entität unter dem Einfluß von Antizipation gesellschaftlicher Herkunft.

Wenn man in der Frage der Familienaufstellung Geschichte nicht auflöst, ist ihre Transformation eine immer wiederkehrende Ausweglosigkeit. Die Wirklichkeit ist dann immer nur der Zustand aus einer Abwandlung, nie aus einer gefühlten Wahrhaftigkeit heraus.

Aber nur der Mensch, der ohne Kondition als Wesen angenommen wurde und als Kind das Abstraktum von Liebe und Annahme erfährt, kann selbst urteilen und ein Gewissen der Erwartung voranstellen und Kritik üben, die sich gegen das Modell des Gehorsams stellt und dieses anfechtet. Das ist nicht weniger als die Realität der Abwesenheit irrationaler Kollektivwirkungen. Das Unglück von Kriegen und Massenmorden hängt immer an der Einsicht über die Notwendigkeit aus einem kollektiven Verständnis. Die Frage der Existenz ist immer dann kollektiv begründet und wird auch so befördert, wenn das Ich sich nicht selber ökonomisch positionieren kann -weil es nie errichtet wurde im Schoß der Mutter.

Der Mensch hat die Reflexion als Gabe der Schöpfung bekommen, sich über solche Bedingungen zu erheben. Das macht ihn menschlich. Und gerade eine Krise ist immer wieder der beste Grund sich dieser Kondition unmittelbar gewahr zu werden und sie auf das Forum der These zu werfen, je entschiedener, desto stärker die kollektive Forderung baut.

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