Warum bin ich eigentlich immer
wieder so saublöd zu glauben, daß man durch Kritik und Witz mehr bewegt als den
Arsch zur Kloschüssel, jedenfalls den Arsch des anderen Arschs, der nicht
kapieren will, was ich sage ?
Ich muß wirklich lernunfähig
sein !
Man konnte wochenlang den Deutschen
auf den Plattformen zuschreiben wie man wollte, man hat ihnen Corona gegeben
und alle haben in These und Antithese doch glatt eine Position bezogen- ich
auch, - ok.
Aber über die Sache erhoben hat
sich keiner, keiner hat überhaupt eine Position übernommen - hinterfragt,
fingiert, simuliert, nichts.
Dafür - und Dagegen, immer nur
diese Kategorien. Die Deutschen sind langweilig. Es geht ja niemals je über
dieses Format hinaus, aus Ja oder Nein und dann eine Position bis zum Schluß
und schlimmstenfalls kommt die Synthese und alle sind glücklich.
Eine Nation hat ihre akademische
Unfähigkeit in aller Detailliertheit bewiesen, jeder Arzt schwatzt etwas
anderes, jeder auf seiner Position, keiner hebelt die Position des anderen in der
anderen Position aus und ich Schwachkopf habe doch glatt gedacht, daß ein paar
Ideen, in die Suppe gestückt genügen um einen Prozess von kognitiver Abbildung
zu inaugurieren.
Ich müsste es doch tausendmal
besser wissen, daß das Folgen wichtiger ist, als das Denken, daß der Ernst des
Lebens den Deutschen höher hängt, als der Witz der Sache. "Gewitzigt
werden" ist immerhin ein kognitiver Vorgang aus Schaden klug zu werden.
Wie sehr fällt dies auf mich zurück.
Gut, jetzt kann man sagen: Es sind
nicht alle so.
Doch - ! - es sind alle so, das ist
ja das Problem. Wer nicht aus der Art schlägt, und das tun nur sehr sehr
wenige, der ist so und zwar uniform. Die Deutschen kann man eben über einen
Kamm scheren, sonst wären sie nicht so handzahm regierbar, so unterwürfig und
gefolgsam. Das kann man eben nicht mit ausgewiesenen Individualisten, eine
solche Anordnung aufziehen, die als "deutscher Staat" durch ginge.
Daß das in Frankreich mit dem Gleichschritt so funktioniert haben soll, es ist
wohl eher so, daß es von der jeweiligen Ordnungsmacht abhing, oder vom
Dorfgeist, wo und wie intensiv der "Arthur" die Ausgangssperre
verlautbarte. Die Franzosen, - von der Macht nicht kontrolliert, verlottern und
fangen an zu schlämmen-gut, sehr sehr gut.
Der Deutsche ohne die
Ordnungsmacht, baut sich auf, als sei er selbst, kraft der offiziellen Schwäche
dazu berufen, staatlicher als der Staat sein zu müssen. Sprich, der Deutsche
blüht auf, wenn er etwas verwalten kann und er maßt sich das Amt immer da an,
wo der Deutsche meint, selber den Staat besser verstanden zu haben, als der
sich selbst.
Man kann noch hunderte von Jahren
nach dem Ende des Krieges und nach dem Ende der letzten totalen deutschen
Ausformung der DDR darauf hoffen wie ein Idiot, daß der Deutsche genau diese
Eigenschaft in einer Krise nicht offenbar, allein, er tut es, jedesmal wieder
und wieder und abermals darauf.
Nein, ich habe die deutschen Familien nicht vermisst, deren
erste Amtshandlung es ist, ihrem Kind am Rheinufer nur Gebote und Verbote und
Strafandrohungen an den Kopf zu knallen um die nächste Generation gestörter
Befehlsempfänger zu züchten. Ich habe die Protzerei mit dem Auto auf den
Parkplätzen nicht vermisst und auch nicht das rotzdumme Geschwätz von zwei
Ingenieuren, deren Leben so armselig ist, daß es keine Inhalte kennt, außer das
Kugellager am Förderband und die Wahl des richtigen Schmierstoffs.
Ich habe auch die Hälfte der Länden nicht vermisst, ich habe
das Geblök der verhärmten Verkäuferin nicht vermisst, ich habe auch die
Angebote im Handyladen nicht gebraucht, überhaupt, wenn Rabbi Friedman fragt:
Who is needy ? - Nein, ich war nicht bedürftig an den ganzen Eindrücken, ich
konnte mit Armageddon aus der Dose des Bezahlrundfunks ganz gut leben.
Und was interessiert mich die Wirtschaft ? Wer nicht
glücklich sein kann, indem er mit den seinen einen schönen Abend aufzieht und
für jede Retorte von Unglück die Zahlen der Wirtschaft braucht, was
interessiert mich das alles ?
Gut, ich bin fasziniert von Systemen und ich kann
leidenschaftlich in ihnen mitwetten und kann mithandeln, überhaupt mich
begeistern für alle möglichen Fakultäten des Ausgangs, aber der Unterschied
liegt wohl darin: Ich trage am Unverstand der Spieler, nicht an der Partie !
Ich werde depressiv von der Durchsichtigkeit der Anordnung, nicht von dem
Spielzug, wenn er nicht selbst den Unverstand verkörpert.
Wenn man den Mitspielern noch vorsagt, was in der Partie
alle falsch läuft und ihnen noch mitteilt, wie sie besser spielen könnten -
egoistisch um die Partie zu würzen und da ist egoistisch, denn ich will es ja
würziger - und die Spieler sind so einfältig, dem Rat den vermeintlichen Genius
des eigenen Handelns vorzuhalten - dann ist das endgültig der Anlaß sich zu
überlegen, ob man weiterhin Lust hat, sich an einem Tisch von Parawesen für den
Preis einer Tüte gezuckerter Kichererbsen weiter zu prostituieren.
Und ich stehe jedesmal vorm Spiegel auf der Toilette und
frage mich immer wieder, weil ich das Spiel nicht lassen kann, wie blöd ich
eigentlich sein muß.
Das ist eben die Krux mit der Sucht, ob nach Tabak, nach
Alkohol, oder nach dem Spiel der Optionen im Großen und Ganzen dessen, was man
Gesellschaft nennt. Die Spieltheorie ist ja auch eine Spielpraxis, das eine ist
nur ein Modell, weil man sich nicht traut zu sagen, was der Theoretiker ist:
Spielsüchtig.
Jawohl: Systemanalytiker sind spielsüchtig und das in einer
ganz besonders sublimen Art und Weise.
Und jetzt ist der Punkt wo ich am Spieltisch wieder die
Schnauze gestrichen voll habe von den Idioten und mir gerade vorm Spiegel in
der Anstalt die Haare richte.
Die Deutschen verspielen ihre Pfründe mit einer
dahingeschissenen Dummheit, daß einem schlecht wird. Und das Theater der
Wissenschaftler und Dozenten, wer es auf der Wartburg der Elisabeth mit mehr
Wahrheit besorgen können, das ist nun wirklich so schlecht, daß man nach drei
Szenen schon weiß, wie das ganze Stück ausgeht. Jetzt ist das ganze Theater
noch nicht einmal gut, und ich selber habe mich angepasst um eines
Suchtmomentes willen !
Grauen über Grauen über mich und die Sache. Wenn ich die
Sache beweine, dann habe ich das Selbstmitleid gut verpackt und keiner merkt
es. Das macht so eine schale Freude, denn eigentlich hätte ich es gerne gehabt,
daß mir einer meinen Zug offenbart, dann hätte ich wenigstens einen arrivierten
Mitspieler gehabt.
Oh wie sehr verrät man sich um nicht einsam zu sein !
Wie einsam ist man, wenn man sich verraten hat ?
Und man steht auf und will nicht mehr, gibt sich und allem
die Schuld und den anderen noch mehr. Das Gefühl, mit vor einer Partie zu
stehen, die der anderen für gut gezogen hält, es besser zu wissen - es ist kein
Triumph, es ist Ohnmacht, bleierne, alles lähmende Ohnmacht. Denn man kann den
Trottel ja nicht belehren, unter gar keinem Umstand: Man gewinnt und setzt ihn
matt, und muß damit erklären selber nichts hätten verrichten zu können um den
besiegten Trottel klüger zu machen um an ihm einen Gefallen gefunden zu haben-
vielleicht sogar einen Spieler, den man aufrichtig mag.
Dann grolle ich, ich möchte mir zum Schluß alle und den
lieben Gott vorknüpfen, ich lasse die Bücher im Regal, bevor eines den Weg an
die Wand nimmt. Denn diese Ohnmacht vor der Einfalt, sie ist die zementierte
eigene Dummheit, sie ist das sich selbst offenbarte Unvermögen an der Sache auch
nur ein Jota zu ändern.
Das ist die Hölle, wenn man unter den Dummen erkennen muß, -
zu dumm zu sein, den Umstand für sich ändern zu können. Das ist kein schöner
Zustand, als ohnmächtiger - schaler Halbgeist
vor Gott und als Papst der Idioten zu fungieren, die noch nicht einmal wissen,
daß sie gerade den Papst sehen.
Mache den Blinden sehen, - bin ich Jesus ? Ich weiß, daß ich
nicht der Messias sein kann - oh welche Erlösung ! - denn wie man einen Idioten
von seinem Unglück entladen soll, dazu bin ich zu sehr ein Idiot um das zu
wissen.
Und nein, der Abend gefiel mir am Anfang schon nur mit Einbildung,
jetzt gräst er mich an - er mich, ich mich, sie mich, und überhaupt, ich und
alles um mich herum. Ego - Zentrum - ich und mich, und um mich das Unheil
meines Unverstandes.
Und wo bin ich jetzt ? Endlich aus der Falle des Spiels
entrückt, real, reell und ich gehe her und schreibe etwas zur Entlastung
herunter und stelle es in die Welt. Ist das gut ? Soll es überhaupt etwas sein
? Oder ist es nicht einfach so, wie es ist, daß ich den Sonnenuntergang genieße
und vergesse, daß ich ein Spieler bin, ein theoretischer, ein Feigling, der das
Axiom dem Einsatz vorzieht ? Hat das irgendetwas mit mir zu tun ? Ich
schlendere und schlurfe durch den Park, ich höre das Wasser an den Ufern
glucksen und vergesse für einen Moment - Alles. Und das, das ist in einem
ungefassten Sinn - gut- ohne, daß ich das weiß.
Auslaut (andante
moderato):
Jetzt habe ich mich aus dem concretum in die Literatur
geschrieben, es gibt keine Grenze, wo man ein Genre bezeichnen kann. Oh, das
ist fein, etwas Schönes, wenn man tansient einen Zustand erreicht, der keiner
ist und keiner sein will. Das ist die Freiheit eines guten Kaffees, das ist die
Ratio des Genusses ohne einen Gedanken mehr als der Zweck des Moment es für
diesen hergäbe. - Wunderbar. Aus dem Abwasch über ein zeitgeschichtliches Thema
- vielleicht sogar die größte Hysterie der Menschheitsgeschichte bis jetzt -
ist etwas geworden, daß dem Undinglichen zueilt, dem unbestimmten des schlicht
Menschlichen, wenn man nicht das Wort Mensch schon vermeidet um sich nicht
abermals über die Idioten und sich als deren Papst zu ereifern.
Este procul !
Nein, es sei alles vergessen, es sei, die Tasse hier, der
Tee, die Mohnschnecke, es sei, jetzt, ohne Zeit, für die Zeit dieses Genusses
supra res. Ich habe mich gefangen !
Es tuckert ein Schiff vorbei, der Abend fällt in die Arme
der Nacht und der Tag entschläft.
Nichts ist geschafft wenn nicht der Tag aus einer Hand, die
keiner kennt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen