Donnerstag, 7. Mai 2020

Die innere Ausgangssperre


Warum bin ich eigentlich immer wieder so saublöd zu glauben, daß man durch Kritik und Witz mehr bewegt als den Arsch zur Kloschüssel, jedenfalls den Arsch des anderen Arschs, der nicht kapieren will, was ich sage ?

Ich muß wirklich lernunfähig sein ! 

Man konnte wochenlang den Deutschen auf den Plattformen zuschreiben wie man wollte, man hat ihnen Corona gegeben und alle haben in These und Antithese doch glatt eine Position bezogen- ich auch, - ok. 
Aber über die Sache erhoben hat sich keiner, keiner hat überhaupt eine Position übernommen - hinterfragt, fingiert, simuliert, nichts. 
Dafür - und Dagegen, immer nur diese Kategorien. Die Deutschen sind langweilig. Es geht ja niemals je über dieses Format hinaus, aus Ja oder Nein und dann eine Position bis zum Schluß und schlimmstenfalls kommt die Synthese und alle sind glücklich. 
Eine Nation hat ihre akademische Unfähigkeit in aller Detailliertheit bewiesen, jeder Arzt schwatzt etwas anderes, jeder auf seiner Position, keiner hebelt die Position des anderen in der anderen Position aus und ich Schwachkopf habe doch glatt gedacht, daß ein paar Ideen, in die Suppe gestückt genügen um einen Prozess von kognitiver Abbildung zu inaugurieren. 

Ich müsste es doch tausendmal besser wissen, daß das Folgen wichtiger ist, als das Denken, daß der Ernst des Lebens den Deutschen höher hängt, als der Witz der Sache. "Gewitzigt werden" ist immerhin ein kognitiver Vorgang aus Schaden klug zu werden. Wie sehr fällt dies auf mich zurück. 
Gut, jetzt kann man sagen: Es sind nicht alle so. 
Doch - ! - es sind alle so, das ist ja das Problem. Wer nicht aus der Art schlägt, und das tun nur sehr sehr wenige, der ist so und zwar uniform. Die Deutschen kann man eben über einen Kamm scheren, sonst wären sie nicht so handzahm regierbar, so unterwürfig und gefolgsam. Das kann man eben nicht mit ausgewiesenen Individualisten, eine solche Anordnung aufziehen, die als "deutscher Staat" durch ginge. Daß das in Frankreich mit dem Gleichschritt so funktioniert haben soll, es ist wohl eher so, daß es von der jeweiligen Ordnungsmacht abhing, oder vom Dorfgeist, wo und wie intensiv der "Arthur" die Ausgangssperre verlautbarte. Die Franzosen, - von der Macht nicht kontrolliert, verlottern und fangen an zu schlämmen-gut, sehr sehr gut. 
Der Deutsche ohne die Ordnungsmacht, baut sich auf, als sei er selbst, kraft der offiziellen Schwäche dazu berufen, staatlicher als der Staat sein zu müssen. Sprich, der Deutsche blüht auf, wenn er etwas verwalten kann und er maßt sich das Amt immer da an, wo der Deutsche meint, selber den Staat besser verstanden zu haben, als der sich selbst. 

Man kann noch hunderte von Jahren nach dem Ende des Krieges und nach dem Ende der letzten totalen deutschen Ausformung der DDR darauf hoffen wie ein Idiot, daß der Deutsche genau diese Eigenschaft in einer Krise nicht offenbar, allein, er tut es, jedesmal wieder und wieder und abermals darauf. 

Nein, ich habe die deutschen Familien nicht vermisst, deren erste Amtshandlung es ist, ihrem Kind am Rheinufer nur Gebote und Verbote und Strafandrohungen an den Kopf zu knallen um die nächste Generation gestörter Befehlsempfänger zu züchten. Ich habe die Protzerei mit dem Auto auf den Parkplätzen nicht vermisst und auch nicht das rotzdumme Geschwätz von zwei Ingenieuren, deren Leben so armselig ist, daß es keine Inhalte kennt, außer das Kugellager am Förderband und die Wahl des richtigen Schmierstoffs.

Ich habe auch die Hälfte der Länden nicht vermisst, ich habe das Geblök der verhärmten Verkäuferin nicht vermisst, ich habe auch die Angebote im Handyladen nicht gebraucht, überhaupt, wenn Rabbi Friedman fragt: Who is needy ? - Nein, ich war nicht bedürftig an den ganzen Eindrücken, ich konnte mit Armageddon aus der Dose des Bezahlrundfunks ganz gut leben.
Und was interessiert mich die Wirtschaft ? Wer nicht glücklich sein kann, indem er mit den seinen einen schönen Abend aufzieht und für jede Retorte von Unglück die Zahlen der Wirtschaft braucht, was interessiert mich das alles ?

Gut, ich bin fasziniert von Systemen und ich kann leidenschaftlich in ihnen mitwetten und kann mithandeln, überhaupt mich begeistern für alle möglichen Fakultäten des Ausgangs, aber der Unterschied liegt wohl darin: Ich trage am Unverstand der Spieler, nicht an der Partie ! Ich werde depressiv von der Durchsichtigkeit der Anordnung, nicht von dem Spielzug, wenn er nicht selbst den Unverstand verkörpert.
Wenn man den Mitspielern noch vorsagt, was in der Partie alle falsch läuft und ihnen noch mitteilt, wie sie besser spielen könnten - egoistisch um die Partie zu würzen und da ist egoistisch, denn ich will es ja würziger - und die Spieler sind so einfältig, dem Rat den vermeintlichen Genius des eigenen Handelns vorzuhalten - dann ist das endgültig der Anlaß sich zu überlegen, ob man weiterhin Lust hat, sich an einem Tisch von Parawesen für den Preis einer Tüte gezuckerter Kichererbsen weiter zu prostituieren.

Und ich stehe jedesmal vorm Spiegel auf der Toilette und frage mich immer wieder, weil ich das Spiel nicht lassen kann, wie blöd ich eigentlich sein muß.
Das ist eben die Krux mit der Sucht, ob nach Tabak, nach Alkohol, oder nach dem Spiel der Optionen im Großen und Ganzen dessen, was man Gesellschaft nennt. Die Spieltheorie ist ja auch eine Spielpraxis, das eine ist nur ein Modell, weil man sich nicht traut zu sagen, was der Theoretiker ist: Spielsüchtig.

Jawohl: Systemanalytiker sind spielsüchtig und das in einer ganz besonders sublimen Art und Weise.

Und jetzt ist der Punkt wo ich am Spieltisch wieder die Schnauze gestrichen voll habe von den Idioten und mir gerade vorm Spiegel in der Anstalt die Haare richte.

Die Deutschen verspielen ihre Pfründe mit einer dahingeschissenen Dummheit, daß einem schlecht wird. Und das Theater der Wissenschaftler und Dozenten, wer es auf der Wartburg der Elisabeth mit mehr Wahrheit besorgen können, das ist nun wirklich so schlecht, daß man nach drei Szenen schon weiß, wie das ganze Stück ausgeht. Jetzt ist das ganze Theater noch nicht einmal gut, und ich selber habe mich angepasst um eines Suchtmomentes willen !

Grauen über Grauen über mich und die Sache. Wenn ich die Sache beweine, dann habe ich das Selbstmitleid gut verpackt und keiner merkt es. Das macht so eine schale Freude, denn eigentlich hätte ich es gerne gehabt, daß mir einer meinen Zug offenbart, dann hätte ich wenigstens einen arrivierten Mitspieler gehabt.

Oh wie sehr verrät man sich um nicht einsam zu sein !

Wie einsam ist man, wenn man sich verraten hat ?

Und man steht auf und will nicht mehr, gibt sich und allem die Schuld und den anderen noch mehr. Das Gefühl, mit vor einer Partie zu stehen, die der anderen für gut gezogen hält, es besser zu wissen - es ist kein Triumph, es ist Ohnmacht, bleierne, alles lähmende Ohnmacht. Denn man kann den Trottel ja nicht belehren, unter gar keinem Umstand: Man gewinnt und setzt ihn matt, und muß damit erklären selber nichts hätten verrichten zu können um den besiegten Trottel klüger zu machen um an ihm einen Gefallen gefunden zu haben- vielleicht sogar einen Spieler, den man aufrichtig mag.

Dann grolle ich, ich möchte mir zum Schluß alle und den lieben Gott vorknüpfen, ich lasse die Bücher im Regal, bevor eines den Weg an die Wand nimmt. Denn diese Ohnmacht vor der Einfalt, sie ist die zementierte eigene Dummheit, sie ist das sich selbst offenbarte Unvermögen an der Sache auch nur ein Jota zu ändern.
Das ist die Hölle, wenn man unter den Dummen erkennen muß, - zu dumm zu sein, den Umstand für sich ändern zu können. Das ist kein schöner Zustand, als ohnmächtiger - schaler  Halbgeist vor Gott und als Papst der Idioten zu fungieren, die noch nicht einmal wissen, daß sie gerade den Papst sehen.
Mache den Blinden sehen, - bin ich Jesus ? Ich weiß, daß ich nicht der Messias sein kann - oh welche Erlösung ! - denn wie man einen Idioten von seinem Unglück entladen soll, dazu bin ich zu sehr ein Idiot um das zu wissen.
Und nein, der Abend gefiel mir am Anfang schon nur mit Einbildung, jetzt gräst er mich an - er mich, ich mich, sie mich, und überhaupt, ich und alles um mich herum. Ego - Zentrum - ich und mich, und um mich das Unheil meines Unverstandes.

Und wo bin ich jetzt ? Endlich aus der Falle des Spiels entrückt, real, reell und ich gehe her und schreibe etwas zur Entlastung herunter und stelle es in die Welt. Ist das gut ? Soll es überhaupt etwas sein ? Oder ist es nicht einfach so, wie es ist, daß ich den Sonnenuntergang genieße und vergesse, daß ich ein Spieler bin, ein theoretischer, ein Feigling, der das Axiom dem Einsatz vorzieht ? Hat das irgendetwas mit mir zu tun ? Ich schlendere und schlurfe durch den Park, ich höre das Wasser an den Ufern glucksen und vergesse für einen Moment - Alles. Und das, das ist in einem ungefassten Sinn - gut- ohne, daß ich das weiß.

Auslaut (andante moderato):

Jetzt habe ich mich aus dem concretum in die Literatur geschrieben, es gibt keine Grenze, wo man ein Genre bezeichnen kann. Oh, das ist fein, etwas Schönes, wenn man tansient einen Zustand erreicht, der keiner ist und keiner sein will. Das ist die Freiheit eines guten Kaffees, das ist die Ratio des Genusses ohne einen Gedanken mehr als der Zweck des Moment es für diesen hergäbe. - Wunderbar. Aus dem Abwasch über ein zeitgeschichtliches Thema - vielleicht sogar die größte Hysterie der Menschheitsgeschichte bis jetzt - ist etwas geworden, daß dem Undinglichen zueilt, dem unbestimmten des schlicht Menschlichen, wenn man nicht das Wort Mensch schon vermeidet um sich nicht abermals über die Idioten und sich als deren Papst zu ereifern.

Este procul !

Nein, es sei alles vergessen, es sei, die Tasse hier, der Tee, die Mohnschnecke, es sei, jetzt, ohne Zeit, für die Zeit dieses Genusses supra res. Ich habe mich gefangen !

Es tuckert ein Schiff vorbei, der Abend fällt in die Arme der Nacht und der Tag entschläft.

Nichts ist geschafft wenn nicht der Tag aus einer Hand, die keiner kennt.

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