Montag, 3. Juni 2024

Gaza: Probleme aus Geschichtsvergessenheit.

 Es ist sehr erstaunlich, daß der Westen der Hamas quasi staatliche Spielräume für diplomatische Deals einräumt und so diese Terrororganisation faktisch als Vertreter der Palästinenser als Ganzes akkreditiert.

Das ist so als hätte man die RAF die Belange der übrigen Bevölkerung verhandeln lassen. 

Der Westen macht die Hamas erst einmal zu einem Faktor in den Verhandlungen und er erhebt diesen Faktor in den Stand einer für legitim betrachteten Vertretung ohne Vollmacht. Man wird später danach fragen, welcher Umstand die Hamas in den Rang der ordentlichen Diplomatie versetzt hat. Hier zeigt sich auch deutlich das Problem, daß eigentlich keiner einen Plan zu haben scheint, wie die Gebiete später verwaltet werden sollen.

Auf die Idee, diese Idee erst einmal zu vertagen und ähnlich wie in Deutschland zwischen 1945 und 1949 eine pragmatische internationale Militärverwaltung (so auch abgewandelt wie im ehemaligen Jugoslawien) zu installieren, die unter ständiger Aufsicht demilitarisiert und soziale Programme umsetzt, auf diese Idee scheint keiner zu kommen oder kommen zu wollen. 

Letztlich gibt die Bibliothek der sozialen Nachfolge - Planung des zweiten Weltkrieges das Instrumentarium her. Jeder wirft dem anderen heute vor, keinen Plan zu haben, auf die Idee schlicht die Kriegsgeschichte der letzten 150 Jahre zu konsultieren scheint ebenfalls keiner zu kommen. 

Weiter als in die Roosevelt - Zeit muß eigentlich keiner zurückreisen. 


"Thus, the idea of a realm of relatively autonomous social values which cannot be reduced to material interests or environment was an essential feature of The Structure of Social Action. In this respect, The Social System can also be seen as an attempt to develop a general sociology of values. The aim of Parsons’ book is, therefore, to derive the principal components of a social system from the structure of social action. His argument as a result focuses principally on the idea of what he calls “value-orientations” and cultural patterns of action, and their relationship to the motivational aspects of social processes."


Aus dem Vorwort zu: Talcott Parsons, The Social Systeme, Seite 21


"On the basis of the approach to culture taken above, the broad reasons for this complication are not far to seek. A symbolic system has modes of integration of its own, which may be called “pattern consistency.” The most familiar example is the logical consistency of a cognitive system, but art styles and systems of value-orientation are subject to the same kind of criteria of integration as a system in pattern terms. Examples of such symbolic systems are, of course, empirically familiar as in a philosophical treatise or a work of art. But as an integral part of a concrete system of social iriteraction this norm of patternconsistent integration of a cultural system can only be approximately realized, because of strains arising out of the imperatives of interdependence with the situational and motivational elements of concrete action. This problem may be approached through certain considerations having to do with the “learning” of a culture pattern. This very common expression in anthropological literature seems to derive originally from the modcl of the learning of intellectual content. But it has been extended to become the common tcrm for the process by which the requisite integration of an element of culture in the concrete action of an individual comes to be motivated. One can in these terms learn to read a language, to solve mathematical problcms by use of the differential calculus. But one also learns to conform with a norm of behavior or to value an art style. Learning in this broad sense, then, means the incorporation of cultural pattern elements into the action-systems of individual actors."


S. 53 aaO

Und genau in diesem Wechsel aus Pattern und narrativer Beiwertung kann man Sozialprogramme erarbeiten. 


Und diese Ideen der Konnotation oder der Umwertung, der kritischen Exposition von kulturellen Mustern ist ein Ansatz, der recht schnell in klare Programmsprache zu bringen ist.

Und die Motive können ja aus der Pattern heraus - interpretiert werden um sie umzuwerten. Das setzt relativ geringe soziologische Aussagen voraus, die sich im Rahmen erst einmal der überhaupt herrschenden Ordnung bewegen. 


Das Problem ist die Shift der Werte im Westen selbst: Der Westen kann keine Forderung aufstellen, die demokratischer wäre als seine Ideale während der letzten vier Jahre unter dem Eindruck teilweise despotischer Hygieneordnungen. 

Der Westen würde mit einem Programm sich in der Aufstellung der letzten Jahre selber in gewissen Aspekten zur Disposition stellen und dies ist ein Grund unter vielen für die vorherrschende Planlosigkeit. 

... wenn der geübte Maßstab den Grund für das Unerreichbare einer Forderung errichtet... 

Welches Format ist wirklich soweit glaubwürdig und frei von Hypotheken, daß man ihm die Forderung nach einem demokratischen Umbau  hin zu einer pluralistischen Ordnung abkaufen täte ? 

Und dieser Aspekt wiederum offenbart die stille Shift des Prädikats einer Moralbehauptung in Richtung Ferner Osten, wo die Behauptung wenigstens nicht besser ausfällt als die Doktrin, was mit einer gewissen Konsistenz einhergeht, die der Westen nicht mehr vorweisen kann. 

Der Westen will woke sein und verhängt sinnlose "Maßnahmen", er will die Freiheit des Individuums, aber das in sozialistischen Einheitsbegriffen. 

Diese permanenten Widersprüche sind ein wesentlicher Grund dafür , warum der Westen keine zusammenhängenden Ordnungen mehr aus einer Prospektion bringt. 



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