Montag, 13. November 2023

Die Rolle fliegt schneller als der Schall des Traumas.

 Steht einer vor der Kamera und erzählt......


Warum erzählt er vor der Kamera ? 


Weil die Masse ohne Narrativ zu blöd wäre sich einen Sachverhalt über bloße Informationen zu erschließen. 

Die Rolle vor der Kamera transportiert nämlich nur in zweiter Hinsicht Informationen, in ersterer bereitete sie eine Konvertierung vor: "Rohdaten - Idiot". 

Stellt der Idiot eine Rückfrage, kurbelt das die Rolle an und nach zwei Minuten hat man zwei Kasper, zwei irrwitzige Reiter der eigenen Ich - Erzählung auf der Welle des "Stoffs". 

Und jetzt kommt das eigentlich erschreckende: Ein Opfer ist noch nicht über das Maß des eigenen Traumas hinweg, schon steht es vor der Kamera und erzählt ? 

Was bedeutet dies ?: Die Rolle und die Introjekte sitzen tiefer als das Trauma. Das Trauma schafft es nicht die Programmzeile aus "Rolle und Gruppenhandlung" zu überschreiben. 

Ergo das Ich ist um Längen schwächer als die Rolle. Die Rolle fliegt sogar vor dem Schall des Traumas her und dieses reguliert die Handlung, - nicht umgekehrt.

Das ist kein dominierender Regelfall, aber es ist zu beobachten. 

Zeitzeugen lösen sich förmlich in ihrer Rolle des Hermes auf bis sie ihr Leid selber nicht mehr erreichen können und die Rolle das Leid erzählt, was der Mensch nicht mehr empfindet. 


Die Rolle ist eine ziemlich gefährliche Bad -Bank und nicht selten ist die Rolle des Opfers in der Rolle des Zeitzeugen ein verlängertes Konstrukt der Tat an sich. 

Die Krux ist, daß das Opfer als Zeitzeuge nie über die Tat hinwegkommen wird, weil sie eine Regieanweisung der Rolle selbst darstellt. 

Über das Opfer als Zeitzeuge hat der Täter eine ewige Macht der Tat. Das Opfer geht auch nach der Tat mit der Rolle zu Bett und steht mit ihr auf. Die Rolle verhindert eine innere - Ich - gebundene Bewältigung, - eben mehr sein zu können als die Rolle des Opfers als Ausdruck der Tat, als Ausdruck des Täterwillens.

Und wirklich grotesk wird es, wenn der Täter und die Tat nur noch Macht über den Zeitzeugen hat und das Bezugssystem der Macht weggefallen ist. 

Dann "lebt" die Vergangenheit im Maßstab der Rolle, - und in dieser bewegt sich nicht das Geringste in den Bereich über diese Bindung aus Geschichte und Ich - Erzählung hinaus. 


Man lernt deshalb nichts aus der Geschichte, weil man sie in einer ewigen Rolle konserviert und perpetuiert. Die Geschichte endet nicht, weil sie als Geschichte an der Rolle hängt. Und so trägt das Opfer zynischerweise die Macht des Täters auf sich und der Täter erstrahlt immer wieder zu neuer Macht über die Rolle aus der das Opfer nicht finden kann. 

Der Täter ist lange tot und das Opfer belebt ihn jeden Tag aufs Neue bis der Täter als Derivat der Opfer- Identität scheinbar ewig fortlebt. 

Das Opfer und der Dialog mit dem Täter in der Rolle des Zeitzeugen.... 

Der Zeitzeuge ist dann nur eine "Inventarie" des Täterimperativs und der Täter bleibt das geschichtliche Machtzentrum über dem gesamten Abbild. 


Ich gehe soweit zu sagen, daß die Geschichte sich in dem Maß "wiederholt", wie die Rolle die Wiederholung förmlich erzwingt. 

Man kann jede Diktatur durch Gedenken solange am Leben halten, bis sie wieder lebt. Man selber war aber der Mumifizierer in der Rolle in der sich auch der Täter mumifiziert hat. 

Das Opfer wird zum Steigbügelhalter eines Gespenstes bis jeder an dessen Realität glaubt und irgendwann ist das Hologramm des Täters im Narrativ so gewaltig real wie die Rolle des Opfers und schon binden sich Täter und Opfer quasi - faktisch zusammen. 

Und richtig ans Eingemachte geht es, wenn eine Person vermittels der eigenen Rolle als Mensch förmlich hinter der Funktion der Rolle in der Erzählung verschwindet und am Ende des Abends jeder nur noch einen Begriff im Kopf hat: 

HITLER !

... das Opfer erzählte solange von der Macht der Nazis, bis jeder anfing an die ewige Macht der Nazis zu glauben... Drei Tage später vergisst jeder den Mensch hinter dem Opfer und es bleibt nur noch der Nazi der über allem als Dämon eines Massenausdrucks von Macht und Gewalt triumphiert und die Macht sich in dieser Imagination wieder errichtet. 


Was ist das praktische Ergebnis ?

Der letzte Zeitzeuge stirbt, er verblasst hinter seiner Rolle vollends und Hitler lebt ! 


Psychologie ist eine richtige Bitch, richtig mies und verschlagen. 









 





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