ABER SICHER NICHT !
Ich schreibe mal
gerne klassisch, - banal,
primitiv,
hochgezogen und abgrundtief.
Ich schreibe in Dur und Moll
Was der Sinn
und die Albernheit
für einen Zweck
ach so keck
beschicken soll.
Dichte hier
und schreibe bald
in Plattitüden
in einem depressiv
schummrig
durchrauchten Nebelwald
was der Sinn so sendet
an höchster Kunstform spendet
und das Mittel gegen sie
die Schnulze
bald zum Stoße mit dem Dolch
entgegenwendet
und alles schändet
was zuvor verziert
wird bald
mit Kot und Wichse zugeschmiert.
Alles ist in Hast
ein Bordell
und bald darauf
in diesem Lauf
ein goldener Palast.
Alles will ich geigen
jede Färbung schreiben
alles von Knochen und Gebein
zu Mehl zerreiben
und die Bilder malen,
in Linol gekerbt
und in Plutonium gestochen.
Alles ein Ragout
von aufgekochtem Leim.
ausgekotzt in einen alten Schuh
und zur Mode getragen
der Inhalt,
die Ge- stalt
aus der Tiefe der Seele
aus einem sauer angefüllten Magen.
Ich schnitze und schäle
und kiese und wähle
und füge
und lüge
und destilliere
und studiere
was sich fügt
und was den Leser trügt,
was ihn belehrt
und mit Ekelhaftigkeit beschwert.
Er bekommt alles,
mal atonal
in der Gestalt von einer Fuge
mal halb genial
mit einem Hauch von Glück
Dann wieder lad ich ihn in die Gelehrtenstube
und vermittle ihm etwas von der Psyche Logos
kleinem Wissensstück.
Dann verführe ich die Leserin
und zeige ihr der schönen Geste
schmuddeligen Widersinn.
Füge Eros und die Gosse recht zu einem Paar
und zerschlage das Bild
wie gewillt
zu einem Scherbenmeer
und verdrehe abermals das was gelogen
in den Wert dessen
was man verkauft
erwirbt als wie versessen
als das, was da sei von Gänze"wahr".
und auf einmal ist das Bild
trefflich gut gezogen.
Ich dekliniere
und gebrauche für die Tiefe
reichlich viele Konjunktive
so schlüge
was betrüge
die Lüge
in das was flöge
und sich zöge
in weiten Bögen
zu einem Sund
zu einem Prospekt
Damit man erklimme
was sich bestimme
was sich ergösse
in weiche Schöße
wo der Mensch die Sünde als Königreich entdeckt.
Was nicht passte
wie man die Dirne bei der Hüfte faßte
wie man spräche
über die Liebe,
und die Flüsse und die Bäche
aus den Worten an allen
für die Liebe
wohl verborgenen Orten
im Indikativ nun spricht
ein Mensch wahr
in des anderen Menschen
unverfälscht Gesicht.
Und was ist der Sinne hinter dieser Dichtung ?
Nichts auf Erden
ist im Sein und Werden
von einer zementierten Schichtung !
Auch Kunst ist Dekadenz, auch das Schreiben ist dekadent und wie in jeder Oper die Dekadenz das Drama treibt und die Geschichte schreibt, ist auch die Dekadenz im Leben ein Stoff des Lebens selbst.
Ich kann auch dekadent werden, und das Sachliche verlassen um mich zu beugen, um niedrig zu werden, endlich befreit von der Sucht nach dem Geist für sich selbst, der Dekadenz des Denkens um eines Moments von Licht willen.
Und man steht auf und ist froh um das Primitive, was einen befreit vom Triebe zu einem Gott eilen zu wollen. Wer hoch steigen will muß die Täler lieben, Wer aber die Täler liebt wird auf den Gipfel wollen, sonst ist das Tal eine sinnlose Bedeutung.
Also ist wieder alles in allem
und der Mensch ist Mensch
in seinem Streben und Verfallen
in seinem Schmachten
und seinen Trieben
im geistigen Umnachten.
So richtet sich der Mensch empor und will über sich und kommt über seine Sorglosigkeit und beläd sich mit Sorgen seiner Nachlässigkeit selbst.
Und so geht die Zeit und auf Reichtum folgt bald Not
und auf das Festmal folgt im Abort die Krönung des ganzen Unterfangens
in dem Geruch einer Weihnachtsgans,
gewandelt in frischen Kot.
Das eine ist lecker
das andere ist schauderbar
beide Zustände waren jedoch
in ihrem Sein
von sich aus
perzeptiv erkennbar: wahr.
Auf die Kadenz folgt die Dekadenz auf den Aufstieg der Verfall
auf das Wachsen eines Baumes folgt der Hieb und die Wärme
und viele Sommer vergehen in Rausch und Schall
von prasselndem Feuer
Liebe Leser, es ist die Vergänglichkeit
die Zeit selbst
ist dem Menschen
aufgebürdet Ungeheuer !
Wer Moral für eine Ewigkeit sich sucht
ist der
der sich die Loge in der Hölle bucht.
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