Samstag, 11. Juni 2022

Was ist die Banalität des Bösen ?

 Was ist das Böse, was keine böse Aktion kennt ? 

Es ist die Leerstelle im Gewissen, die es erlaubt durch das Berufen auf die Aussage eines anderen in einem System aus Wertungen und gewerteten Legitimationen so zu handeln, als sei die Handlung in Wirklichkeit diejenige eines anderen. 

Mehr als die Unerreichbarkeit der ansonsten natürlichen Seele ist nicht nötig um einen Massenmord im staatlichen Gewand auszuführen, aber auch jede andere Handlung, die einem Menschen schaden darf, sofern sie - nur - durch eine Über - Ordnung im gewerteten Gefäß legitimiert ist. 

Gewissenlosigkeit ist eine Kann - Größe: Sie - kann - "nur" sadistisch sein, wie ein kleiner Verwalter in kleinen Fragen, sie - kann - aber auch zum industriellen Mord führen, weil die Grundeigenschaft in beiden Fällen die gleiche ist, nur ihre Wirkung und Wirklichkeit sind eben - Kann - Größen, die sich an demjenigen ausrichten, was gerade legitim - möglich ist. 

Der Akteur des Bösen ist gekennzeichnet durch eine Defektstelle: Dort wo ein Gewissen regeln müsste ist ein Defekt, ein Vakuum und dieses ist wie ein - Universalraum für - jedwede - Graduierung von Grauen, sofern es als hoheitliche "Maßnahme" in den Geltungsbereich des Gehorsams passt. 

Der Funktionär kann - alles- wenn es sich -- einrichten -- läßt, und eine Menge darüber aussagt, was man fremd erklären kann - oder eben nicht. 

Das Böse ist nicht kategorisch, es ist, wie ein Vakuum, ein leerer Seelenraum, der durch nichts und damit durch alles willkürliche definiert sein kann, wenn es - scheinbar - einer logischen Anordnung von Narrativen folgt, die es erlauben jede Handlung als Willen eines anderen zu erklären um zu einer kurzen inneren Rechtfertigung zu gelangen. 


Das Böse ist nicht nur banal, es ist gewöhnlich, es ist alltäglich und es ist so "normal", so grauenhaft normal, wie jede Plattitüde eines einfachen, entleerten Daseins. 

Wer glaubt, daß etwas Böses als etwas besonderes gekennzeichnet sein muß, der irrt kolossal. 

Wenn immer es um Überidentitäten geht, um eine Mode, um etwas, dem man sich fügt, ist das Übel der Entfremdung von allem menschlichen an einem Ich gegenwärtig. 

Eichmann war ja kein Monster, er war nicht mehr oder weniger als ein "Hanswurst" (Hannah Arendt), und dieser Standesbeamte des Todes hätte in jedem anderen Staat unauffällig nicht mehr getan als "seine Pflicht". 

Der - Legitimationshorizont - erlaubte es ihm mehr zu sein als er - gewöhnlich - geworden wäre, er mußte aber nie mehr sein als er gewöhnlich war. 

Und diese Tatsache über das Grauen in der einfachsten Gestalt, das macht die Sache so unfasslich und so kurz begreifbar. 

Eichmann ist das beste Beispiel, wenn einer in seiner Wirkung alles, aber hingegen als Person ein blankes Nichts ist. Und von diesen Nichtsen wimmelt es in Deutschland an jeder Ecke und nur die Gelegenheit macht sie zu einer Wirkung, die banal beginnt, hierin aber schon eine Garantie verbrieft, daß alles Größere zu jeder Zeit sein kann, wenn nur eine Legitimation narrativ angeboten wird. 

Sobald die Verordnung den Arm der Wirkung kürzt, schnellt die Frequenz des Bösen in die Höhe mit jedem Takt in dem man Recht durch Ermächtigung verkürzt. 

Und so ist es auch ein großer Irrtum, daß das dritte Reich das Ergebnis einer Ideologie gewesen sei. Diese ist ein willkürlicher Inhalt: Es war eine Beschaffenheit im Volk, die auf eine Ideologie traf, die eine Legitimation erstellte. Für die Wirkung auf diese Legitimierung hin, reicht die Ideologie als ausschließliche Erklärung nicht aus, denn sie braucht eine Exekutivebene und diese kann sich nur mit psychisch defekten Personen ergeben. 

Damit ist die deutsche Geschichte eine Zwangsfolge aus einem Psychogramm, das sich die Ideologie als Erklärung für sich selbst heranzog um sich selber - investieren - zu können in das Prinzip, - was sich aber mit jedem anderen totalen Inhalt auch hätte verwirklichen lassen können, sofern der Wirkende nur "identisch" sei im Sinne totaler Herrschaft und ihrer ausdrücklichen und zwingenden Begriffe und Werte. 

 






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