Sonntag, 3. April 2022

Butscha, der Anlaß für die Flucht nach vorne ?

 Daß im Krieg gelogen wird ist eine alte Weisheit, daß die Wahrheit zuerst stirbt auch. Daß es embedded journalism gibt auch. 

Wenn eine deutsche Verteidigungsministerin nun einen Gasstop ins Gespräch bringt, dann unschwer um das Narrativ vorzubereiten, daß es nicht Putin - hoheitlich war, sondern die EU in ihrer unermesslichen Moral seit 2014, die die Hoheit behielt, die handeln musste. 

Irgendwie muß man ja den Leuten verkaufen, daß man Russland straft und die deutsche Industrie dafür sterben ließe, - Moral hat, wie im großen Krieg der Deutschen gegen die ganze Welt vor 1945 eben ihren Preis. 

Was in Botscha geschah werden die Historiker klären, wenn der Krieg vorbei ist. Die Moral stirbt mit dem Bild eines Toten, den man für eine Propaganda unsanft gebraucht. Das Bild ist widerlich in seinem Nutzen, nicht in seinem Schrecken, wenn er zum Nachdenken (auch über sich selber anregt) ist der Schrecken menschlich, wenn er für eine Meinung herangezogen wird ist es die Perversion von Menschlichkeit. 

James Nachtwey sollte ein Begriff sein, wenn es um die Frage geht, wo Kunst aufhört und wo die morbide Bildhaftigkeit des Schreckens diesem schon entflieht. Nichts desto trotz macht Nachtwey Bilder, die jeden Menschen, der nicht defekt an der Seele in großen Flächen ist, vom Krieg abstoßen und unweigerlich dazu führen, Liebe und Frieden innerlich zu ersehnen als Mindestmaß dessen, was man den Leichen noch schulden kann. 

Wer den Krieg nicht will, der soll aber im Frieden überlegen, ob die Schritte der zivilen Macht nicht schon den Krieg anlegen: Der Krieg ist die Frucht meistens sehr banaler und sehr ziviler Vorläufe und Ansaaten. 

Hätte der Westen nicht mit "Corona" einen Meilenstein in Unrecht gegenüber Minderheiten selbst gesetzt, hätte man sich im Westen - unbedingt - kritisch und lauter mit der Pandemie der vielen Worte beschäftigt, hätte der Westen seine Verfassungen löblich verteidigt und alles an Intelligenz erkennen lassen, was Verhältnis und Handeln ausmacht, er hätte jetzt im Ukrainekonflikt eine Garantenstellung und man würde mehr Glauben vorschießen als unter diesen Bedingungen, wo der Westen zwei volle Jahre Bigotterie vorzuweisen hat. 

Das laute Schreien in den Superlativen geht weiter, keine Selbstkritik, keine Aufstellung, es ist der Versuch das Hintertreffen mit Taschentuch - Orgien zu kaschieren, - Mitleid hätte man gehabt, hätte man die Zuspitzung verhindert. Hätte man die Toten nicht wollen, hätte man kleinere Ziele stecken müssen. 

Warum sammelt der Westen diese Bilder, würde sie Moskau zeigen, würde man "Moral" schreien und Moskau "pervers" schimpfen. Zweierlei Maß ist auch eine Kriegserscheinung, aber auch dieses Maß der Willkür in Wertung und Nutzen ist kein Maß von Friedfertigkeit, es ist das Akkumulieren von Bildern, die den Konflikt erhalten sollen. 

Die schwulstige moralische Selbstüberhöhung des Westens ist ein Krieg mit anderen Mitteln gegen alles, was sich dieser Moral in den Weg stellt. Moral ist eine Waffe. 

Man sollte aber immer einrechnen, daß auch die Waffe der Moral wirkt wie eine Waffe mit allen Konsequenzen, auch derjenigen, daß der Krieg mit der Moral ausgehen kann, wie jeder Krieg, der von einer ideologischen Größe getrieben wird. 

Der klerikale Krieg gegen das Virus, jetzt gegen einen erklärten "Bösewicht", das sind überschlagende Funken von Moral: Frieden bedeutet die Abwesenheit einer Inflation von Moral als Maßstab einer Ausdehnung von Macht durch das Postulat besser zu sein als der andere. 

Der scheiternde Narzisst, er bläht sich moralisch auf, er überhöht sich und übersteigert die Welle, bis sie bricht. So gesehen ist moralische Überlegenheit nie ein Zeichen von Stärke. 

Moral ist immer das hohe Ende vor dem Kollaps desjenigen, der keine andere Qualität mehr produziert als die Moral selbst- an und für sich.

Die Moral, die nur sich selber dient, sie ist der Treiber des Krieges, die Menschen, die sterben sind die stummen Sklaven der Moral und sie ist der Leichenfledderer und Nutznießer. Der Götzendienst der Macht ist immer geflutet mit den Tränen über das, was die Moral sich selber andient um zu sein. 




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Der Weise ist weise, wenn er es nicht ist.

 Der Weise schwebt und hofft auf etwas Besseres.  Der Pessimist hat immer recht, denn schlecht ist immer irgendwie.  Weisheit hat einen geda...