Sonntag, 23. Januar 2022

Kay Achim - Schönbach: Preußen hält Smalltalk und apportiert

Endlich hätte ich fast gesagt spielt Russland die Schwäche des hypochondrierenden Westens aus. Aber das tut Russland eben nicht, es zeigt Stärke in der Schwäche der Stunde des mürben anderen, und tut nicht mehr als das, was man in den 80ern als sonntäglichen Überschallknall hören konnte und man dieses schlicht - Nato - Übung nannte. 

Wer früher an Panzerkolonnen gewöhnt war und sich im Schwimmbad die Ohren zuheben mußte, weil irgend ein F104G - Pilot meinte die verpatzte Liebesnacht mit einem Nachbrenner kompensieren zu müssen, der wird sich über etwas "Militärbewegung" nicht so sehr hypochondrisch aufregen. 

Manöver sind gemeinhin selten ein Kriegsvorbote als denn ein Liebesgruß aus Moskau an die letzte westliche - denkfähige Synapse. 

Und wenn man so will hat diese neuronale Leistung der bedrängte Vizeadmiral erbracht, kurz - bündig - zutreffen, wenn auch typisch deutsch zur falschesten Zeit preußischer Genauigkeit für die Begabung des unpassenden Momentes, was die Sache in der Frage der Einschätzung nicht beschwert. 

Die Anspielungen des Andrij Melnyk über die Verhältnisse der Ukraine zu den Nationalsozialisten bedarf aber dann auch einer Korrektur: 
Die 14. Grenadier - Division der Waffen SS , die galizische Division umfasste 22 000 Mann, die recht ununterdrückt in deutschen Reihen gegen den Bolschewismus kämpften, wie insgesamt ca. 300 000 Ukrainer auf deutscher Seite insgesamt. 

Daß Russland da gewisse Pickel bekommt, wenn sich Deutschland zu penetrant auf die Seite der Ukraine drückt ist verständlich, gerade wenn man vom Trauma Leningrad ausgeht. 

Daß ein Vizeadmiral nicht den Schneid besitzt eine - wenn auch zeitlich unpassende und insofern etwas hingetrampelte Lageeinschätzung, die an sich aber nicht gänzlich falsch ist zu vertreten, sondern kleinlaut davonschleicht, ist kein Ruhmesblatt und keine Souveränität im Umgang mit Kritik, auch wenn diese politisch hysterisiert wurde. 

Was sollen das aber für Führungsstrukturen sein, wo man einfach nach ein paar Stunden zurücktritt, weil einer aus einer - ignorierbaren Lageäußerung - eine diplomatische Affäre macht, die man mit einfachem Überschweigen der Äußerung hätte vermeiden können ?

Die deutsche Außenpolitik ist in ihrem Stöckchenholen unberechenbarer als jeder diplomatisch unsensibel platzierte Satz einer Lageeinschätzung. Es gibt Dinge, die man flach mit Relativierungen regelt und versucht unter dem Teppich zu halten und wenn ein grober Schnitzer passiert, ist es eben die Finesse der Diplomatie eine Tugend daraus zu machen. 

Hier zeigt sich in der hysterischen Anklage und dem Schaumschlagen um die Personalie Schönbach die ganze Bandbreite der auswärtigen Unfähigkeit der deutschen Politik, die im Stande ist, vor lauter politischer Korrektheit und Analgefälligkeit in alle Richtungen so ein Buhei vom Zaun zu brechen, daß sich an diesem erst recht Konflikte entzünden können. 

Die Ukraine meint, die USA wären ihr bedingungsloser "Partner" und mit Washington im Rücken könne man eine dicke Lippe riskieren.

Oder ist die Lageeinschätzung fatal falsch ? 

Aus der Sicht der Ukraine ist Deutschland allenfalls eine milde Mutante der DDR. Aus der Sicht Kiews sitzen in Berlin die Derivate des Warschauer Paktes. Aus der Sicht Russlands der nervende Rest der DDR, die Gorbatschow schon nicht mehr wollte. 

Das ist diese on/off - Verbindung, die sich unwillkürlich zwischen Kiewer Rus und Russland hier anbahnt: Die Spannung aus Altrussland, dem westlichen Anspruch, der kulturellen - und sprachlichen Nähe und dem ewigen Quertreiber Deutschland in der Frage der Flächeninteressen in Russland und seinen Derivaten aus dem Zerfall der Sowjetunion. 
Die historische Wurzelbehandlung ist Hitler jedenfalls nicht bekommen und so sehr er die Ukraine gegen Stalin mobilisieren konnte, so wenig hatte er für sie ein Angebot über das Maß ein Mittel zum Zweck zu sein. 
Und diese Anordnung gilt auch heute: Man benutzt die Ukraine für eine Position gegen Russland. Außerhalb dieses Werkzeugseins hat die Anordnung keine Attraktivität. 

Und so erklärt sich die spinnegiftige Reaktion der Ukraine: Schönbach hat ihr für einen Moment die Bedeutung der Rolle genommen und das ist für das Werkzeug brandgefährlich, wenn es eine Erwägung gibt, daß es nur noch eingeschränkt nützlich sein könnte. 

Und sowas hat ein Admiral nicht fahren zu lassen, nicht in einer neuralgischen Situation. 

Hier wird wieder das deutsche Problem deutlich: Das objektiv Richtige am falschesten Zeitpunkt in die Runde zu werfen, mit schlafwandlerischer Sicherheit das Gegenteil von dem zu tun, was gerade gefragt ist. 

Der Rücktritt ist ein weiteres fatales Signal: Es ist der Drink: geschüttelt und gerührt. Wenn bis zur Personalfrage die Sache noch hätte gehandhabt werden können, so hat der Anstand der deutschen Politik alles nur noch mehr publiziert. 

Was soll das Signal sein ?: Berlin ist die Quietscheente von Kiew ?: Wenn Kiew drückt hat Deutschland eine diplomatische Quietsch - Pandemie und verliert seinen Führungsstab ?

Die deutsche Außenpolitik, so sensibel wie ein Panzerkreuzer in einer Modelleisenbahn oder eine Abrissbirne in einem Pflaumenkuchen (Änderung der Redaktion). 














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