Samstag, 8. Januar 2022

Die Schweiz, Australien, Neuseeland und Israel: Der Zwang des Guten als Treiber seines Gegenteils.

 Ich bin bei einem Bericht über Australien als neues Maßnahmen - Camp XXL auf ein interessantes Phänomen gestoßen: Die Länder, die vergleichsweise die demokratischsten und fast perfekt pluralistisch - individuelle Ansätze verfolgten sind diejenigen Staaten, die heute am schnellsten zu fast faschistoiden "Regiemen" übergegangen sind. Und dabei ist "faschistoid" kein Vergleich mit der Geschichte, sondern ein Gattungsbegriff von mehrheitlich legitimierten Unterdrückungsformen

Die Schweizer haben demokratisch für eine faktische Ausgrenzung gestimmt, die Australier erfinden gerade die Donnerkuppel neu, die Neuseeländer werden bei einem einzigen Virus so hysterisch, gleich das ganze Land zuzubetonieren und die Israelis formulieren genau wie die Schweizer einen diffusen - gesellschaftlich - unerbittlichen, nicht - imperativen Konformitätsdruck in der Frage der "gewerteten Haltung" als Partizipations - Zertifikat. 

Reinheit in einem Sinne als Auslos für die Teilnahme an einer Mehrheitsgesellschaft: Das ist das Abstraktum hinter jeder Ideologie, was man als Macht der einzelnen Rute bezeichnen kann. 

Und nun stelle ich mir die Frage, warum offene Gesellschaften, die fast utopisch offene - pluralistische Prinzipien vertraten, sich so invertiert verhalten.

Israel war stets der Kontrast des nahen Ostens in der guten und so schönen jüdischen Tradition von 2 Personen und 20 Meinungen; die Schweiz war stets die Toleranz gegenüber jeder Form von Individualismus und war er auch noch so schräg und irre; Australien galt als Self - made - Land zwischen Farm - Anarchie und dörflicher Selbstregulation innerhalb einer offenen Gesellschaft und war wie eine Art bessere Version von Südafrika; Neuseeland war fast eine Utopie von Schlagzeilenlosigkeit. 

Und heute verkehren sich, - für mich noch nicht ganz verständlich die Verhältnisse: Die Deutschen sind bis in die Mittelschicht kritik - und demonstrierfreudig, die Franzosen geben sich ihrem präsidialen Jüngling mit dem ermüdeten Protest hin und haben offenbar keine Kraft für einen größeren Wurf. Einzig Polen scheint eine gewisse Konstante zu haben, alles und alles davon halb und geviertelt zu betreiben. 

Warum eine Kippung der Prinzipien so und auf diese Weise, wie sie geschah passieren konnte, das ist ein interessantes Feld der Sozialforschung für ein Nachvollziehen jenseits bloßer Bildungsworte. 

Denn mit einem räumt das Phänomen auf: Mit der Vorstellung, daß Tradition per se als gesellschaftlicher Wert so prägend ist, eine Kontinuität im Positiven wie im Negativen auch nur irgendwie stabil zu garantieren. Am Herkommen und an den Werten "der Tradition" kann es nicht liegen, ob eine Gesellschaft offen handelt oder sich in einem Dogma verschließt. 

Die Forschung über den Beiwert des Guten und den Begriff der Tugend führt an das Phänomen heran. Gesellschaften, die offen sein wollen und anfangen dem praktischen Sein des guten Umstandes ein Selbstbild voran zu stellen "gut in diesem Sinne zu erscheinen" - scheinen anfälliger für den Terminus der Tugend als traditionell belastete Gesellschaften. 

Die Güte als Prinzip und als Zwang dürfte maßgeblich sein für die Frage ob solide - demokratische und stabile Gesellschaften nicht dann unberechenbar kippen, wenn der Begriff, - eben "des Guten" sich in einer Teilnahme an einer Weltbedeutung in einem Dogma verfängt, was einschließt, das Gute mit dem Mittel seines Gegenteils erzwingen zu müssen. 

Wenn man so offen und angepasst, so kosmopolitisch und so tolerant ist, daß die Güte als Ergebnis die Identität formt, dann kann es passieren, daß sich diese Güte in einer Überbedeutung ablöst und diese Überbedeutung der eigenen Rolle als Beispiel der Tugend in der Tradition dieser Identität dazu führt, daß die Güte zu einer ideologisch formulierten Götze mutiert, die dann ihren Ursprung vergessen macht. Aus der offenen Gesellschaft, wird die zwanghafte Gesellschaft des Guten und aus dieser die Gesellschaft des Zwanges zum Guten.

Und diese Entwicklung hat in der Tat nichts mit einem auch nur irgendwie greifbaren geschichtlichen Beispiel gemein: Daß Gesellschaften OHNE Ideologie sich aus der schlichten Prämisse "gut" "vor der Welt" - "handeln" zu müssen in kategorisch - segregative Strukturelle überführen, - UM das Gute in einem Zwang zu erreichen, mit allen Mitteln für den Dienst an einer Tugend. 

Die faschistischen Strukturelle der Vergangenheit waren der Tradition geschuldet, der Ideologie, ob im Kommunismus ,dessen Verbundanforderung in sich faschistoid ist, oder in den offen - auch narrativ offenbarten Trenn- Gesellschaften. Allen diesen geschichtlichen Modellen stand eine Idee oder eine Identität voran, nicht aber ein übergegangenes Moment von Tugend und Güte per se. 

Darum gibt es auch keine legitime Grundlage für Vergleiche "aus der Geschichte" in der Frage, des- "was" man vor sich hat, sondern höchstens eine Idee, wie sich eine Entwicklung OHNE Ansehung ihres thematischen Überbaus als menschliches - individuelles Handeln in eine Tugend einbindet. 

Eine Ideologie der Überlegenheit unterscheidet sich vollkommen und wesentlich von der Idee einer bescheidenen Tugendhaftigkeit. Daß die Tugend einen Anspruch entfalten kann, der praktisch die Wirkung einer Ideologie entfaltet verbindet diese Ursprünge aber NICHT ! Denn schon psychologisch entgeht dem Wunsch "gut und richtig" zu handeln keine Forderung "überlegen" zu sein. Damit ist auch keine einzige dieser Politiken -- willkürlich im Sinne einer bloßen Idee -- sondern alles ist Begründet im engsten Sinne des "Gemeinwohls" aber nicht im Sinne einer Überlegenheit, sondern im Sinne einer effektiv - ausgemittelten - Integration.

Der Welt -integrative Anspruch hat nichts mit einem Weltgeltungsanspruch gemein. 

Es soll in den Gesellschaften ja eben nicht um das Erreichen eines Ideals gehen, sondern um die erzwungene Wirklichkeit einer Tugend, deren Vernunft sich aber schon längst jeder Legitimation  entzogen hat.

D.h. ich kann keiner dieser Gesellschaften nachsagen etwas Schlechtes zu wollen, das macht den Unterschied zur Geschichte, wo das Schlechtwollen eine geoffenbarte Größe war. 

Und daher ist auch das Ausmaß der Segregation und des Unrechts für gerade hoch - pluralistische Gesellschaften wesentlich weniger erkennbar, als für solche Gebilde des Zusammenlebens, die gerade aus ihrer Erfahrung mit sich selber eine gewisse Scheu vor erkannten Methoden haben: 

Je perfekter eine Gesellschaft um so leichter kann sich eine totale Ordnung errichten, weil die "Immunität" gegen den Terminus der totalen Forderung wesentlich geringer verbreitet ist, als in Gesellschaften, die sich an solchen Ordnungen schon einmal die Finger verbrannt hatten. 

Das Gute als der unsichtbare Diktator der praktischen Wirklichkeit des menschlich - Schlechten. 


Das liefe fast im Bereich eines Paradoxons, wenn man dieses nicht mit dem Zwang und der Neurose des Zwanges von Tugend erklären könnte. Der Zwang zum Guten in der Freiheit zum schlechten Mittel für das vermeintlich Gute als Notwendigkeit von Identität. 

Und damit ist man komplett weg von einer geschichtlichen Frage und betritt ein Neuland in einem Begründungszusammenhang gesellschaftlicher Normen und ihrer geforderten Handlungs-Exekutiven. 

Daß man aus einer Güte heraus, die apriori keiner Forderung nach einer Teilung folgt, eine Segregationsgesellschaft errichten kann, die nur so aussieht - wie etwas, was man aus der Vergangenheit vermeint zu kennen, es aber eine unechte Erinnerung ist, liegt gerade daran, daß sich der Logos des Teilens nicht aus einer Ideologie herleitet, sondern aus den derivaten Denkweisen einer Tugend aus dem System in sich selbst. 

Und das ist vollkommen neu !

Die Welt reagiert deshalb nicht auf diese Segregation, nicht weil sie die Handlung nicht kennen würde, sondern weil der kategorische Anlaß aus der Erfahrung hier nicht anwendbar ist !

Daß die beste und schönste Gesellschaft, die höchste Tugend und der beste Geist, daß alles, dem man unverfälscht das wirklich Lebenswerte beimessen würde, und einen gefühlt - positiven Bezug zu einer solchen Gesellschaft hegt, in sein Gegenteil fällt, ohne den Ausdruck einer ideologischen Kategorie, das ist so neu, daß es dafür bei uns noch keine Vorstellung geben kann. 

Und das ist auch dieser hinkende Vergleich mit der Geschichte: Kein Schritt dieses Vergleiches ist wahr, keiner legitim in der Frage ob man die Ideologie mit dem dem Kehrwert der Tugend vergleichen kann: Die Methoden mögen ähnlich erscheinen und aussehen, aber der Begründungszusammenhang ist so neu und unvergleichlich, daß kaum eine kategorische Betrachtung standhaltig ist. 


Die Parabel - Betrachtung: 

Satz: Je höher eine Gesellschaft ihre Toleranz entwickelt und je individueller sie ist, um so zielloser ist die Kategorie dieser Summe - gut zu sein. 

Je höher die Güte um so abstrakter ihre Realtität: Je höher die Realität des Guten um so diffuser ist der kategorische Ausdruck des Guten in seiner diskriminierten Erkennbarkeit. 


Demnach müssen Gesellschaften, wenn wie einer utopischen Realität zueilen in sich das Gegenteil der Tugend in einer Option des Gegenteils zu seiner Wirklichkeit errichten: Je perfekter eine Gesellschaft, um so paritätischer ist ihr Gegenteil. 

Die Labilität stabil - pluralistischer Gesellschaften liegt also in ihrer Veranlagung die selbstverständliche Forderung mit - allen Mitteln - durch zu setzen um stabil zu sein: Ergo ist die Labilität eine operative Option und die Stabilität ist das Selbstbild. 

Dieses wird dann zur Ideolgie und eröffnet den geschichtlichen Aspekt, wenn das Gute und die Tugend abstrakt in ein Narrativ von der Notwendigkeit übergehen. 

Das Narrativ ist der Konnektor in der geschichtlichen Entwicklung, weg von der abstrakten Forderung des Seins in eine konkrete Forderung nach einer Ideologie, die dieses Sein verfestigen soll. 

Der Vergleich schlingert nun aus seinem Hinken in einen halb - gleichförmigen - oszillierenden Verlauf in Bezügen die sich dem Erkennbaren hinwenden wollen: Der Mensch handelt in dem Neuen in dem Maß des bekannten Alten, nicht, weil das eine das andere wäre, sondern um sich das Neue in einem konnektiven Narrativ mit der falschen Kategorie erschließbar zu machen. 

Und schon dieser Griff macht die nächste Krise und formt den nächsten Handlungszwang. 


Jede Betrachtung ist um ihr immanent wachsendes Gegenteil immer so relativ, daß man immer wenn man das eine sagt sein Gegenteil beschreiben muß um das, was man sagen will in der Form der Parität zu sagen. 

Das ist eine Betrachtung, die keinen Zustand kennt, sondern nur eine Beschreibung von kybernetischen Bedingungen, auch wenn dieses Denken sich den meisten Menschen entzieht, die um einer Kategorie willen leben, wobei aber das Leben und die Physik nie kategorisch sind, es sei denn in einem Prinzip - relativ zu sein. 













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