Mittwoch, 11. August 2021

Ist ein Atheist gottlos ?

 Was sagt der Judaismus: Bring Gott auf die Erde und mache ihn wirklich. Was sagt der Atheist aus einem orthodoxen Haushalt ?: Ich glaube nicht an Gott.... auf der Erde. Das schon mal kein Widerspruch, denn beide gehen von Gott aus, einmal in einer Abwesenheit und in einer Dependenz zu menschlichem Handeln, an ihn zu glauben - oder nicht. 

Der Atheist ist in seiner Urform nur der Kehrwert eines Glaubens, - im Mindesten - an etwas Hohes und Schöpferisches. Ohne Gott hat weder der Rabbi noch sein kommunistischer Sohn einen Angelpunkt der Argumentation. Der marxistische Atheismus ist damit keine Erklärung einer Abwesenheit von Gott per se, sonder eine Erklärung, - als ob - Gott in der Begründung an ihn nicht zu glauben - abwesend wäre. 

Wenn ich sage: Ich glaube nicht an rosa Einhörner, dann ist das rosa Einhorn zentraler Bestandteil meiner Ablehnung an - es - zu glauben. 

Abstrakt heißt dies, daß jede These und jede Antithese immer den gleichen Punkt des Anhaftens haben, wo sich eine Haltung anknüpft und entspinnt. 

Der Atheist kommt nie ohne Gott aus, er muß sich immer wieder auf Gott beziehen in der Behauptung seiner Abwesenheit: Der Sohn, der die Macht des Vaters leugnet und behauptet keinen Vater gehabt zu haben, der behauptet immer den Vater in der Begründung, wie wenig dieser eine Rolle in seinem Leben gespielt habe, in Wirklichkeit spielt der Vater die ganze Zeit eine Rolle, während der Sohn mit ihm erklärt, warum er nicht an die Rolle des Vaters glaube. 

Gottlose und Atheisten sind zweierlei. 

Kurz kann man sagen: Der Atheist braucht seinen Gott, an den er beharrlich nicht glauben will, aber ohne den er in seinem Glauben an die Nichtigkeit im Begründungszusammenhang nicht auskommt. 

"Es gibt keinen Gott" ist eine lustige Konstruktion, denn schon gibt es Gott im Bestreiten. Schon begrifflich scheitert der Atheist an der Bewerkstelligung einer Leerstelle für Gott in seiner Nomenklatur des Nicht - Glauben - An, was ja meint, das sich diese Konstruktion streng auf ein Objekt konstruiert. 

Wenn ich einen Atheisten treffe, vorausgesetzt er ist gebildet in den Dingen der Schrift und verfügt über das nötige Fundament, dann kann ich ihn fragen, wie oft er am Tag sich den Nicht - Glauben predigen muß um ihn in einer Begründung der Anfechtung für sich zu erhalten. 

Man wird sehen, daß ein waschechter Atheist, der sich auf die Thora versteht, mehr an einem Gott abarbeitet als einer, der die Bücher im Regal gläubig beläßt, in einem - Ohnehin - an Gott glauben, der nicht soviel Leistung verlangt, wie die ewige Gegenevidenz. 

Die Groteske des ganzen mündet in dem Satz: 

"Ich bin Rabbi geworden um zu beweisen, daß es Gott nicht gibt."

Nach Jahren an Studium und Vorträgen und Suchen und Suchen hat sich der atheistische Rabbi mehr an seinem Schöpfer gerieben und mehr Späne geatmet, als jeder andere.

So ist es also immer mit der Antithese, daß diese immer das Objekt belangt, wie die Bejahung auch. 

Gottesvorstellung und Götzenvorstellung sind dabei zweierlei. An Götzen glauben und nicht - glauben ist eine Frage des Objektes: Götzen sind materialistische Konstruktionen, es ist Adama und nicht Chawwah. Gott ist beides, aber er ist kein ungestalter Lehmklumpen, sondern..... Die Leerstelle verrät die Größe, die nicht ein Lehmklumpen, oder Pinselstrich - oder ein Stück Holz ist. 

Wie kann ich an etwas glauben, daß ich nicht fassen kann ?

Wenn es kein Objekt ist, sondern etwas, was sich über dem Dinglichen und über dem Begrifflichen bewegt, das muß man aber auch hinnehmen: Muß man ?

Nein, es muß sich diese Leerstelle, die keine ist von sich aus wesentlich erklären, denn es gibt keine Pflicht Gott zu erglauben oder ihn zu ersuchen. Es ist etwas, was aus dem Leben kommt - oder nicht. Beides ist gut und beides ist Recht, es gibt kein Urteil über diese Frage. 

Wenn die Eulersche Identität etwas erklären kann, was nicht ginge ohne die Unbekannte, die sich dem Griff entzieht, so ist diese Identität etwas ziemlich Göttliches. Mathematik ist überhaupt das Unreligiöseste und Göttlichste, was es geben kann, Ratio und eine Tiefe, die sich in Räumen und Zeiten entzieht. 

Muß ich das "i" zücken odr nicht, das liegt daran, was ich erklären und in den Bereich des Undenklichen ziehen will. 

Gott würfelt nicht, das ist richtig, er hat nur seine Identität, die es unerklärlich - erklärbar und verständlich macht. 

Auch das Paradoxon funktioniert: Es funktioniert mathematisch immer als Paradoxon und damit in einer engen Rolle, die es wesentlich erfüllen kann. Damit ist ein Paradoxon nie ein Widerspruch in sich selbst und es hat immer eine logische - rationale Funktion. 






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