Samstag, 24. Juli 2021

Günter Gaus und Angela Merkel (1991) oder: Ein eine bloße Erscheinung der Zeit

Wenn jemand als Staatschef der Sündenbock für die Dummheit aller, also der totalen Masse minus 1 ist, dann stellt sich die Frage nach diesem Staatschef oder der Chefin in diesem Fall in der Frage wer sie ist, aber es stellt sicht nicht die Frage der 80 000 000 -1.

Und wenn man vermeint bei Angela Merkel die Probleme ursächlich verorten zu müssen, so ist man gut beraten sich das, im Titel genannte Gespräch aus dem Jahre 1991 möglichst umfassend zu verinnerlichen und sich länger mit seinem Psychogramm zu beschäftigen: Es wird das Bild des Sündenbocks bis zu seinem Schwund nivellieren. 

Schein, Pragmatismus und indifferente Ungenauigkeit aller möglichen Verbindungen in den Kompromissen gegen die Lösung, das ist die Summe auf die man Angela Merkel bringen kann. 

Sie will "es" richtig - und "allen" recht machen, sie will die totale Güte und wo die Welt und die Bedingungen nicht willig, kommt die Güte mit der Gewalt (welcher ?) erst in der Onychophagie gegen sich selber und dann in einem - Kurzschlußpragmatismus - nach außen. Hilflosigkeit an der Sache und sich selbst ist die Überschrift über allem. 

Daraus stellen sich gewisse Fragen, die ganz und gar nichts mit Angela zu tun haben: 

  • Warum hat die BRD keine Persönlichkeit hervorgebracht, die genauer eine Ansicht definiert als der merkelsche Kompromissgeist ?
  • Warum konnte der faule Kompromiss 15 Jahre Politik machen ohne von jemand mit genauerer Abgerissenheit angefochten worden zu sein ?
  • Warum tut sich dieses Land so schwer darin einen probate Nachfolge für Angela Merkel zu finden ?
Die Antwort kann nur lauten: 

Angela Merkel war in der Ermangelung im Übrigen über Jahre das Intelligenteste, was die Politik gerade noch so zu bieten hatte und sie hatte mit Opportunismus und Anpassung jene Gabe, die als Fluch einhergeht, wie man Politik damit vertauscht nur ein Sprachrohr aller möglichen vagen Optionen,- und damit keiner einzigen Idee von Komplexität zu sein.

Ich gehe soweit zu sagen, daß Angela Merkel - als Objekt - um es mit Gaus Frage zu halten, - nur das Symptom ist, nicht die Ursache für den Zustand des Landes. Sie ist der Blinker, aber sie ist nicht die Kurve und schon gar nicht die auf ihr lastende Vorfahrtsregelung, die sie blinken macht.

Ich gehe noch weiter und sage, daß der Zerfall der BRD die Auflösung der Nachkriegsordnung darstellt und sich der Zerfall des deutschen Reiches abbildet in der Generation ohne Prägungszusammenhang aus dem Krieg - und das ist wichtig - außerhalb der Kontinuität derjenigen Generation, die noch ein Teil des Reiches war, wozu auch Helmut Schmidt noch zählt, Genscher und Kohl unter Vorbehalt. Die Generation, die keine Bombe detonieren hörte stellt das Problem und das ist entbunden von der Ost - West - Frage. 

Und wenn der Antisemitismus in der jungen Welt hoffähig wird, die Kategorie des Guten - und Bösen - des Moralischen - und Tugenhaften, so können das gut und gerne Rettungsbedürftigkeiten sein von jungen Leuten, die vollkommen entwurzelt weder Kritik noch Tradition richtig zu verstehen vermögen. Alt sein um etwas zu sein, jung sein um die Sache besser dastehen zu lassen , - die Anleihe an das Alte, was man - gerade noch so - versteht, weil man selber nicht weiß wer man in der kommunikativen Ethik ist. 
Nach dem Krieg und nach dem Protest kommt die Leere der Möglichkeit, die bald verquer die Tradition anlangt um etwas mehr als nichts zu haben. Das ist eine Welt in der das- Gerade noch - alles ist, was den Leuten bleibt und das gilt für die Geburten nach 1945, wo das Wirtschaftswunder nur ein Bindeglied war und der Sozialismus den nationalen solchen als Platznehmer ausfüllte, auch  - gerade noch - so als Ideologie vom "Wir sind jetzt besser als in der Nacht vor der Kapitulation". Das hat sowas von "aufgewacht mit Kater - nie wieder Alkohol". Der Säufer und Abstinenzler ist aber in beiden Fällen die gleiche Person, - oder hier eben das gleiche Volk.

Angela Merkel ist hier nur eine Erscheinung, sie ist an dieser gesellschaftlichen Menge ein Faktor, der sich getrost vernachlässigen läßt, weil er als Symptom kaum mehr aussagt, - denn das Maß,- dieser - aber bitte - bloßen und hierin beschränkten Erscheinung eines Zustandes aus vielen anderen Gründen. 

Und wenn ich ansonsten gerne die Kunstform in diesem Block bemühe, hier einmal nicht, ich halte es für eine brauchbare Erklärung, daß die letzten 16 Jahre nicht mehr waren als die Stagnation einer Nation, der aus sich jeder Antrieb fehlt, ökonomisch sicher, aber auch in der Frage der Identität der Begriff fehlt, wo man die Identität mittlerweile in irren Narrativen synthetisiert, weil man sie in sich ohne die Bedeutung des bloßen reduzierten Moments nicht fühlt. 

Das Volk gibt den Wackelpudding ab und seine Regentin sucht auf den Wogen den Kompromis der alle glücklich macht, das ist eine Reziprozität, die zwangsläufig im Verhängnis enden muß, weil aus keiner Aussage auch kein Handlung letztlich mehr erfolgt, wie sich der Pragmatismus immer weiter auf das Heute für das Morgen reduziert. 

Man hat ein Mädchen, eine Puppe in ein Theater der Welt gestellt und zieht an ihren Fäden, das Mädchen oder die Puppe ist dabei die Verliererin ihres Lebens, wie sie immer von einer Implikation und einer Äquilibration zur nächsten getrieben wird und man ihr dann noch den Vorhalt der Getriebenen macht. Alleine: Keiner macht es besser oder geschweige denn irgendetwas anders. 

Ein Bienenstaat mit einer wackeligen Königen, aber es ist ein Staats aus Bienen, nicht aus denkfähigen Kulturmenschen, von denen zu sprechen in einer Wüste aus Piercings und Tatows aus der Warte der bürgerlichen Anzüge es doch ein Wagnis wäre. 

Und wenn ich sage "Wachspuppe", so soll das überhaupt nicht auf den Menschen zynisch sein, auch wenn ich oft zynisch schreibe. Denn der Wachspuppe liegt ein inneres Drama zugrunde, eine Hilflosigkeit in den Fäden, eine Angst auf der Bühne, und abgekaute Fingernägel sind ein Zeugnis, wie sehr da ein Mädchen unter der Last ihrer Rolle leidet und ich bin überzeugt, daß ein Leben als personifizierter Kompromiss ein Leiden ist, wie man nie ja und nein sagt und zu allem immer damit nein sagt, zum Ja als Ja und zum Nein als Nein. 

Merkel ist das für den Westen ausgeglühte Kalkül ein "Mädchen aus dem Osten" in der CDU die Vereinsarbeit haben machen zu lassen um billig im Osten Wählerstimmen zu bekommen. 

Ich möchte damit nicht sagen, daß Merkel ein bloßes Mädchen aus dem Osten ist, es ist dies die Variable, die ich unterschieben muß um der verlogenen Ära Kohl in Bezug auf die Kanzlerin der Krisen jene Schlüssigkeit zu geben, die den Westen als Idioten und die CDU (West) als überheblich beläßt. 

Merkel ist der Mietwagen für jedes politische Interesse dieser Welt, sie ist der präsente - Nicht - Anlaß auf dem Parkett der Diplomatie. Ich halte sie aber weder für nicht -authentisch noch glaube ich, daß sie grundlegend dazu fähig ist größere Lügenkonstrukte zu unterhalten, wenn sie diese nicht von außen schafsgläubig übernimmt. 

Gemessen an ihrer Vita und der inneren Ausweglosigkeit muß Merkel einem Leid tun, und auch das meine ich nicht zynisch. 

Je suis une poupe'e de cire
Une poupe'e de son
Mon cœur est grave' dans mes chansons
Poupe'e de cire, poupe'e de son

Man muß diese Frau im - Glauben - den sie lernte,-  leben lassen - das eine Richtige im Richtigen aller Möglichkeiten zu tun, wobei man ihr nie zumuten darf eine Feststellung zu treffen, die ihr nicht wohlgefällig zufliegt und als Kompromiss - erscheint. 

Sie war über Jahre der Spielball weltpolitischer Interessen - nicht mehr und nicht weniger - und bei allem der Ausweis, daß Deutschland keine Rolle mehr über eine Restlichkeit des Restlichen spielt. 

Mit der letzten Nachkriegsbedingung geht das Reich und seine Reste in der BRD endgültig von der Weltbühne und übrig bleibt eine faulige Abwicklungsmasse eines gescheiterten Größenversuchs auf dem Kontinent. 

In dieser Rolle ist die Kanzlerin, der ich beharrlich keine negative Rolle nachsagen will, - wohl eher marginal bis unbedeutend, allem Anschein zum Trotz. 
Je prägnanter sie erscheint um so weniger Gewicht hat ihre Person über das Maß wie sie zu funktionieren hat. 

Die Zeit nach Merkel wird interessant: 

Nach dem Krieg und nach dem Rest der DDR, jenseits des deutschen Reiches und ohne eine personelle Verbindung zu den letzten Resten aus Krieg und Nachkriegsordnung. 

Deutschlands Rolle als Zerfall in einer zerfallenden EU, das wird eine große Frage werden. Die geopolitische Verlagerung der Weltfrage zwischen den USA und China wird dominieren, Europa wird nur noch durch Moral von sich Reden machen und das alles wird passieren OHNE Angela Merkel. 
Man wird in den Jahren nach ihr merken, wie wenig sie überhaupt eine Rolle in den Ereignissen spielte und sich hingegen in den Ereignissen von diesen spielen - ließ. 

Kohl und Genscher waren wie Buben, die in den Ruinen Konservendosen klauten und ich in einem Keller diebisch freuten wie dann in Moskau "den Fang ihres Lebens" gemacht zu haben. 

Das alles wird sich hinfällig erweisen, wenn die erste Generation an die Macht gelangen wird, die außer Videokonsole und Narrativ nichts mit der Welt - und schon gar nicht der realen Welt verbindet. Angela Merkel ist vor solchen Veränderungen genau so ein "Auslaufartikel der Geschichte" wie es Schmidt war und Kohl, Honecker und Markus Wolf. 

Die Entbundenheit von einer Erfahrung von Geschichte, das wird das nächste interessante Feld der gesellschaftlichen Entwicklung: 

Wer sind die Deutschen aus dem Zeitalter digitaler Medien, wie definieren sie sich und welchen Stellenwert nimmt die Geschichte in ihrer narrativen Form ohne erlebt worden zu sein ein, in einer sich also auf die Summe ausbildenden Identiät ?

Deutschland, und Europa jenseits der Nachkriegsordnung und jenseits des kalten Krieges in einer kritischen Aufstellung einer zerfallenden Ökonomie. 

Die Personen spielen in dieser Anordnung nur eine marginale Rolle, die Identität und ihre Anleihe ein enorme. 



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