Samstag, 26. September 2020

Gerd Polt liest aus Markus Söders Werk: "Meine Morddrohungen"

Keiner soll sagen, daß Politiker nicht auch gute Kabarettisten sein können, oder Kabarettisten nicht gute Politiker. 


"Du widerlicher Merkel - Stiefellecker" 

"Du dreckiges, stinkendes, arrogantes, bösartiges widerwärtiges Voll...."


Wenn man das mit einem fränkischen Akzent spricht, das ist "Pelzig unterhält sich". 

Gerd Polt hätte das jetzt bestimmt so weitergeführt: 

Das is jo feil ned witzig, gell, des is jo richdig fuarchbar, gell die Leits, die san olle vollkomma durchgedreht, des is der Mob, des is Kommunismus auf der Straßn, Du muast denna den Oasch versohln. Na, des gehd a goa nid nidde nid, naaa. 

"Mich hot des a so midgenomma, - des mit dem Deifi, i hobs dann a ned schloafn könna inuresis nocturna hob i a no ghobbt, die Katz is ma dafo glafa und meine Fraa, die hotts dann ogfanga zem Flenna und dann homm ma s beide Yoga gmocht und dann is das a wieda ganga, gell, aba des mit der Angst, gell, des ist ned zem Lachn, des is woas gonz woas tiefs, des geht oanem an die Glockn." 


Phonetik:

"Unser und mein Nas - Leitmaßstab heißt Vernunft..."

Das ist so ein geiler Versprecher, für den man auf der Bühne weiß der Geier wie lange üben kann: 

U - N - ser UND mein.... Der dominante Druck beim Wort "unser" liegt auf dem "n", aus diesem Konsonant und Nasal kommt die ganze Energie für das Wort u-n-ser. Jetzt kommt zum N - aus "unser" das Wort -und-. Nund und Mund liegen in der unterbewußten Spracheerregung ziemlich nahe bei einander. 

Mund - und Nas...enschutz hat genau die gleiche Anordnung. 

Und weil lex pawlowsiensis sagt, daß das Wesen immer äußert, was es verlangt, muß man sich über den eingeschwenkten Partikel "Nas" nicht wundern. 

Und dann noch die Szene, wo er sich mit Sorgenfalten unterm Kreuz den Tee eingießt, so geil. 

"Sorry, ich muß noch mal durchschnaufen, - weil des - ehrlicherweise ne ziemlich harte Geschichte is, die wir da an der Stelle haben und die einen schon bewegt, und nicht jeder ist so stabil." 

(Tee einschenken fertig, die Kanne wird bedeutungsschwanger abgesetzt. Die Szene schließt, Resi, die Magd kommt mit einer Milchkanne auf die Bühne).

.. Ne ziemlich harte Geschichte

an der Stelle

höhö

und nicht jeder ist so stabil... Woaisst scho.... Das macht sicher Eindruck bei die Madln. 

Ich glaube, daß die Bayern durchaus gute Stadl - Schauspieler sind, wie der Bauer, der einen drauf macht um die Kuh besser verkauft zu kriegen. Mein sehr geschätzter Privatlehrer und Konversationspartner in der frühen Jugend war auch ein Bajuwar und er hatte bei aller gespielten Dramatik immer einen Funken Schalk im Nacken und mußte sich bei theatralischen Einlagen den Backenzucker verkneifen. 

Langsam bringt Corona auch unter Politikern Qualitäten hervor, die man ihnen nie zugetraut hätte, und die von versteckten Talenten und Fähigkeiten zeugen, die vielleicht gefördert werden sollten.

Merkel macht den Babysitter für Greta und kann endlich Großmutter spielen und Markus Söder macht mit Jan Böhmermann den preußisch - bayrischen Corona - Stadl. Und zum Beginn der Sendung kommt der tägliche Wäschekorb an Morddrohungen auf den Tisch. Wenn ein Bayer tobt und Morddrohungen verfasst ist das fasst so als ein guter Witz gefasst. Ein tobender Bayer kann etwas furchtbar Lächerliches haben und zu den besten Pointen überleiten.  

Daß Wolfgang Menge diesen Stoff nicht mehr seinem Ekel Alfred in den Mund (und Nasenschutz) schreiben kann, "ein Herz und eine Seele mit Corona im Haus" mit Dieter Krebs als hörigem Maskensozi, das ist jammerschade. 

Wir haben den besten Stoff aller Zeiten und die guten Kabarettisten und Stückeschreiber sind alle tot. 

Ich muß hier noch eine Geschichte aus dem Wald erzählen:  Da ist mal ein Rücker, also einer, der ein Rückefahrzeug bedient mit dem Sappie hinter einem anderen Waldarbeiter her gerannt weil der eine dem anderen mit dem Rufton am Funk unbelehrbar auf den Sack gegangen war. Das gibt eine sportliche Runde, fertig. 

Auch immer wieder der Renne auf dem Dorf: Der abgehackte Schafskopf vor der Scheune des Erzfeinds mit dem größeren Schlepper, dessen Sohn die Tochter unehelich nach dem Feuerwehrfest geschwängert hat. 

Mit Schnaps und Korn

senkt man jeden Zorn

und wenn der Zorn nach dem Saufen kommt

ein Bad in kaltem Wasser frommt. 










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