Eine novellierte Alltagsszene:
Ich ging in einen Baumarkt und wurde von der Security am
Eingang aufgefordert einen Einkaufswagen mit zu nehmen, als Schutzmaßnahme
"gegen das Corona- Virus". Auf meine Frage, ob das amtlich verfügt
wäre, bekam ich die Antwort, es handele sich um das Hausrecht.
Im Laden fragte ich noch einmal, ob es eine Verfügung sei,
dort äußerte man: "Es ist eine Verfügung - und zwar des Marktes". Daß
eine Firma keine amtlichen Verfügungen erlassen kann und der Begriff der
"Allgemeinverfügung" faktisch der Amtsanmaßung gleichkam, war weder
selbst reflektiert worden, noch war dieser Irrtum der Anmaßung ausdrücklich
durch Offenlegung dem Betreffenden erfindlich zu machen.
Hannah Arendt hat einmal die deutsche Eigenschaft beschrieben,
daß Deutsche Gesetze nicht bloß anwenden, sondern so betrieben, als seien sie -
jeder für sich - "der Schöpfer
dieser Gesetze".
Die Inbrunst des vorauseilenden Gehorsams folgt einem
einfachen Prinzip entwicklungspsychologischer Begründung:
Innerhalb der deutschen Familie besteht eine Kongruenz des
Erziehungshandelns und seiner Ausrichtung zu unterbewußten Forderungen nach
Stimmigkeit in einer überinterpretierten Teleologie der Anpassung an das
durchschnittliche Stereotyp (social pattern).
Die Kinder werden in
der Anforderung des unbedingten Entsprechens dieser sozialen Konventionalität von
Ihren Eltern in einem derart perversen Verhältnis von emotionaler Kälte
sozialisiert, daß die Deutschen in einem repräsentativen Modell sozialer
Veranlagung ein Leben lang die Sehnsucht nach Anerkennung und Liebe in sich
tragen, wie ein Süchtiger den Beschaffungstrieb.
Da Liebe und Emotion
als Modalität nicht erworben wurden, tritt an die Stelle des Antizipierens von
Liebe, die Sucht nach Anerkennung (um jeden Preis).
Der vorauseilende Gehorsam soll diesen Zufluß des Liebes -
Ersatzstoffes befördern. Die Psychopathologie ist solide und für die meisten
psychotisch der Reflexion entzogen.
Die Deutschen erfüllen Gesetze nicht nur, oder widerstreben
dem ggf. verwerflichen Innenzweck derselben, sie betreiben sie in der subjektiv
- willkürlich vorgenommenen - flammenden Erweiterung, die die eine Anerkennung
generieren soll um endlich die Liebe einer Mutter - wenigstens in der Illusion
des Ordens einmal erleben zu dürfen (als Gnadenakt ansonsten prävalenter Kälte).
Die Merkmale in der Situation im Baumarkt sind dabei
vollkommen identisch mit jenen des Volkshandelns währen der Zeit zwischen 1933
und 1945:
- Subjektive Macherweiterung
- Separation
- Selektion
- Willkür
- Strafansprüche
- Ausführungsdimension
Die Deutschen sind
von sich aus nicht in der Lage ihr Handeln und die damit verbundene situative
Unmenschlichkeit selber zu verstehen, zu reflektieren und - das ist entscheidend
- >> von sich aus << abzuändern.
[Diese Eigenschaft ist mithin im Übrigen auch ein tragender
Grund u.a. für die Vorgehensweise der Alliierten durch z.B. Flächenbombardierung
(psychodynamische Optionslosigkeit). Wenn alle Mittel versagen, eine Änderung
von Innen heraus - durch Einsicht / Funktionseinsicht - zu bewirken
(kommunikativ) bleibt nur die Invasion als Mittel einer äußerlich betriebenen
Remission]
Die Muster (das
operativ - soziale Handlungsprogramm explizit) sind jedoch solide und
überdauern offenkundig die Generationen in den kodierten sozialen Maßstäben
innerhalb der Familien.
Corona hat eines erwiesen: Es reicht eine narrative Krise
vollkommen zu, um den Deutschen ihr wahres Ich zu entlocken um erlebbar zu
machen, daß es einen stillen Spaß am Übertreiben der Macht gibt, das Leid nach
Außen zu wirken, was man in sich nicht verstehen kann.
Das kann nur eines bedeuten, daß die Sozialisation sich in
75 Jahren in den kodierten Werten innerhalb des Kerngeschehens von
Werteentwicklung allerhöchstens oberflächlich angepasst hat, was keiner
paradigmatischen Abänderung intra / endologisch entspricht. Denn ansonsten
würden solche kategorischen Effekte im Direktnachweis des Items und seiner
analogen Verknüpfung überhaupt nicht mehr auftreten.
Die Dimension ist jenseits dieser engeren - auch
historischen Zusammenhänge ein Dilemma, weil man offenbar abstrahieren muß, daß
die deutsche Gesellschaft ohne eine internationale Verwaltung wie bis 1990
sozial eben für sich nicht stabil ist und jederzeit in der Lage, Unrechtszirkel
im Mikrologos des sozialen Handelns zu zeitigen und zu einem pseudostaatlichen
Abbild zu verknüpfen.
Der Staat
ist dann nicht mehr eine Frage von konstitutioneller Ordnung, wenn der erweiterte
und kategorische Gehorsam einen virtuellen (Parallel-) Staat errichtet.
Auch das ist eine nicht
unbeträchtliche Gefahr für eine demokratisch - pluralistische Grundordnung in
der Wirklichkeit eines Grundgesetzes, wenn ein Abstraktum sozialisierter Modi
in einem Mehrheitsausdruck die konstitutionelle Garantie auszuhebeln trachtet.
Das Unterlaufen des
Grundgesetzes in AGB ist mindestens so eine radikale Gefahr für die
pluralistische Ordnung der natürlichen Unordnung der Vielfalt, wie jede
ausdrückliche politische Radikalität ideologischer Herkunft.
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