Donnerstag, 20. Juni 2024

Der Zauberlehrling: Der Lehrer als Holzfäller am Baum der Erkenntnis.

Hat der alte Hexenmeister
sich doch einmal wegbegeben!
Und nun sollen seine Geister
auch nach meinem Willen leben.
Seine Wort' und Werke
Merkt ich und den Brauch,
und mit Geistesstärke
tu ich Wunder auch.


Das Gedicht von Goethe ist in gleich mehreren Ebenen aufschlußreich: 

Wenn der Lehrling sein Wissen probieren will, muß der Meister, der ein Depot sein muß, erst einmal weg sein. 

D.h. offenbar ist die Hierarchie wichtiger als das Heranbilden von praktisch validiertem Wissen. 

Nun geht die Sache bekanntlich schief und der Zauber gerät außer Kontrolle. 

Warum ?

Hätte der Meister keine despotische Macht ausgeübt, hätte der Lehrling begleitet Zauber und Gegenzauber lernen können und der Meister hätte sich im Lehrling abgebildet.

Zwischen dem Meister und dem Lehrling wäre überhaupt eine Kommunikation in der Sache erfolgt und nicht ein höfisches Zeremoniell über die Macht im Turm des Zauberers. 

Der Meister erntet in diesem Werk von Goethe nur die Früchte seiner eigenen Pädagogik, oder deren Abwesenheit und die Moral dieses Versagens wird ausnahmslos dem Lehrling zugeschrieben, der angeblich als der Dumme verbliebt. 

Wenn aber der Lehrling dumm verbleibt, so kann der Meister nichts getaugt haben, oder dieser wählt sich seine Kandidaten schlecht aus, was eine Dummheit des Meisters voraussetzt. 

In die Ecke,
Besen! Besen!
Seid's gewesen.
Denn als Geister
ruft euch nur, zu seinem Zwecke,

erst hervor der alte Meister.


Der Meister übt das Primat aus über das Handwerk aus und maßt sich ein Exklusivrecht an. 

Ab jetzt muß man den Meister als schizoid betrachten. 

Er bringt dem Lehrling die Sprüche bei, aber nicht das Antidot. 


Anmaßung und überhebliche Dummheit des Lehrers sind keine Grundlage für echtes Wissen; es steht ein Hofzeremoniell ewig dem Wissensfluß im Wege. 

Wenn ein Lehrer die Meinung bekommt, "etwas" oder "jemand" jenseits des Ichs zu sein, so ist er für den Schüler und dessen Leben stets das reinste Gift. 

Kommt eine Hierarchie hinzu, so tritt die Sache und die Logik vollkommen in den Hintergrund und das Wissen wird zum Mantel des Eitlen und Eingebildeten. 

Hieraus wird dann alle Dummheit der Akademie. 

... und das Leben passierte besser ohne sie. ...


Apropos Goethe und schizoide Züge: 

Wenn man den Faust und den Mephisto in einen Zusammenhang stellt, so muß Goethe den einen von sich -und den anderen aus sich heraus entwickelt haben: Faust sein und Mephisto in sich haben. 

Mephisto ist der Faust ohne die Variable der Moral. 

Wenn der "Teufel" die Wahrheit spricht, dann ist das ein Druck, den die Wertung unten halten muß. 

Wenn einer die Wahrheit "verteufelt" und die Moral mit einem Mord verziert, dem muß man, als daß das Explizit der Sache immer erspart bleibt, attestieren mindestens über eine doppelte Buchführung zu verfügen, was man aus der Theorie über die Persönlichkeit immer als Persönlichkeitsspaltung oder Riss in der Persönlichkeit ansehen muß. 

Letztlich sind das kulturelle Krankheitserscheinungen, die sich als Kunst verkleiden. Mit dem Leben an sich hat der Dienst vor der Klamotte der Konventionen recht wenig zu tun. Es ist Höfisches was sich vollzieht, nicht Menschliches. Es ist eine Gesellschaft und keine Sammlung fähiger Einzelwesen, es ist Theater, und das Theater die Wahrheit und die Lüge die Konvention auf der Gasse. 

Goethe ist die Dichtung einer bigotten Kultur, die auch in der Dichtung nicht über sich hinauskommt. 

Kein Mensch braucht Goethe, aber Goethe hätte sich selbst als Mensch dringend gebraucht. 







 



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