Samstag, 3. September 2022

Die Herrschaft über die Gefühle: Immanente Dichotome und Authentizität

 Hass und Liebe, das eine im anderen. 

Von Hass zu unterscheiden ist die Hetze. Wer beides koppelt verfälscht jedes Wesen der Sache selbst. 

Wer hetzt bedient Moral. Wer sich über den Haß erhebt erstrebt ein Monopol über die Gefühle und damit meine ich dann auch alle innewohnenden Antagonisten, wenn ich hasse, was bedrängt, was ich liebe, wenn ich liebe und die Liebe gehindert wird und die Hinderung den Hass zwangsläufig macht. 

Wenn ich nach Erich Fromm komme und Sachlichkeit und Ausgeglichenheit als milde Schizophrenie verstehe, dann ist das stabile System von Herrschaft eine Krankenanstalt. 

Wenn ich nur noch Kritik übe und nicht mehr hasse, dann ist meine Seele das Salz, das fade wurde mit dem entsprechend dem Sand auf dem Weg verfahren wird. Wer will fades Salz ? Der Herrscher !

Wenn ich also fade und seicht meine Gefühle verfälsche und eine Wahrnehmungsverzerrung kultiviere, dann ist das ebenfalls eine Kontribution an Dekadenz und ihren Innenwert von Krankheit und Groteske. 

Es ist aber ein Unterschied ob ich hetze oder Hasse, ob ich eine Ideologie voranstelle oder das Selbst und daßjenige, was das Selbst in der Sache um sich selbst, - eben zum Haß treibt, der NICHT prinzipiell ist. 

Haß trennt sich von Hetze in einem Merkmal: Hetze benutzt totale und globale Begriffe, Haß bezieht sich auf eine individuelle Ausweglosigkeit oder Ohnmacht wider einen Umstand, der etwas Geliebtes am Wachsen hindert, erstickt oder das Geliebte tötet. 

Damit gibt es abstrakte und konkrete Gründe, die das eine diskreditieren und das andere legitimieren. 

"Ich hasse den Nachbarn, weil er bei meinen Etüden immer an die Wand schlägt". 

Das ist ein wahrer Satz.

"Ich hasse alle, die Klavier nicht mögen" 

Das ist der falsche Satz, denn er zieht in etwas Globales und Allgemeines, es ist ein Hass urbi et orbi.

Wer zum Haß aus dem Ich unfähig ist, der kann naturgemäß auch nicht lieben. Wer aber hetzt hasst nicht und liebt nicht, sondern führt ein Gedankenprogramm aus. 

Wer Moral gebraucht ohne eine Erklärung, worin das Beruhen besteht, der übt Hetze. Wer aber Moral auf einen tatsächlichen Umstand hin übt, der kann ob des Umstandes hassen, wenn der Haß sich gegen eine Bedrohung richtet und einer Ohnmacht zugeboren wurde. 

Es gibt kein Ja Ja und kein Nein Nein, denn beides ist vom Übel. 

Es gibt immer ein sowohl - als auch und die Natur des Gegenteils ist immer schon in der Forderung enthalten. 

Haß und Liebe sind Reziproke, keine Antagonisten, wo das eine, dort ist immer auch das andere. 

Wo Hetze ist, ist Moral und Moral ist weder Haß noch Liebe, sondern immer eine Scheinlegitimation für Strafe, wenn die Moral ideologisch ist und nicht konkret aus einem Umstand rührt. 




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