Sonntag, 16. Januar 2022

Die totale Systemkrise, oder der Infarkt eines Kulturkreises

 Djokovic muß ausreisen: Die Presse fragt: "Hat er sich klug verhalten ?"

Prinz Andrew: "Die Queen entzieht im alle militärischen Ehren, Prinz Charles und Prinz William verlangen die Verbannung". 


Ob das jetzt im Einzelnen unbedingt wahre Sachstände sind kann man dahingestellt sein lassen: Aber all diese Vorgänge führen an dem Grund ihrer vorbei: 

Hier mal ein kleiner Abspann über die Persönlichkeit der Staaten hinter der hysterischen und schizophrenen Aufführung narrativer Identität: 

Australien ist aufgrund eines durchaus überlebbaren Virusinfekts mit einer mutmaßlich entlaufenen Gain - of function - Mutante in den Zustand einer reichlich irren und paranoiden Hysterie verfallen: 

Die Frage über den Tennisspieler stellt sich nur im Rahmen dieser paranoiden Episode, tatsächlich stellt sich die Frage überhaupt nicht, - nicht wenn man den hysterischen Teil in der Funktion abzieht. 

Kann die betroffene Gesellschaft sich und ihre Rolle hinterfragen und sich psychologisch selber erkennen ? Das kann sie nicht und hierin ist das Problem begründet, es ist ein psychotisches Problem, daß sich der Erkennbarkeit entzieht. 

Komme man zu dem Prinzen aus dem Lolita - Express: Das ist auch ein Paradebeispiel einer Ordnung, die gerade daran krankt sich selber nicht verstehen zu können: 

Prüderie: Die englische Ober - und Adelsschicht ist seit Jahrhunderten durchdrungen vom Abklemmen sexueller Normalität bei den "Funktionären" des noblen Bildes. 

Das Ergebnis sind sexuelle Defizite und der Frust über eine meist mit Bildung versaute Jugend ohne den Freiraum des eigenen Erlebens. Das Problem von Notgeilheit ist also im Wertesystem und dem Getue der Repräsentation hausgemacht. Weniger Persönlichkeitsspaltung zur eigenen Person und zum eigenen Körper, den man einer Staatsräson unterwirft, und die Probleme eines Bedürfnisstaus in der Person würden sich überhaupt nicht ergeben. 

Statt sich über die mutmaßlichen Lolita - Affären eines Prinzen mit der Moral zu Gericht zu setzen wäre doch wohl ein psychologisches Gutachten - über die sozialen Wechselwirkungen zu der Handlung der beschuldigten Person angebracht. 

Damit auch ein Gutachten über die Wirkung mütterlicher Erziehung auf die sexuelle Identität des beschuldigten Kindes im Erwachsenenalter. 

Statt sich über Epstein und Andrew zu ereifern müsste sich die anglikanisch - prüde Gesellschaft fragen, was in ihr nicht stimmt, daß Sexualität sich überhaupt in defizitären Ausdrücken die Bahn bricht. 

Statt zu fragen, ob die Werte vielleicht schief hängen, geht man mit Strafe auf die Leute los, mit der gleichen Strafe mit der die Briten über Jahre auf onanierende Jungen losgegangen sind und damit für eine muntere homosexuelle Szene den nötigen Druck hinterließen: Wenn man den Jungen über Jahre eintrichtert, daß Sex etwas schmutziges ist, und ein Mädchen rumzulaufen hat wie Mary Poppins ohne Unterleib, dann weicht das sexuelle Bedürfnis eben aus, und die Rocky - Horror - Picture - Show ist perfekt. 

Die Erscheinungen der Zeit sind allesamt psycho - logisch und damit logisch erklärbare Erscheinungen, die mal mehr mal weniger explizit in Erscheinung treten. Die Sublimation ist keine unbekannte Welt, auch wenn sie keiner gerne betritt. Und ganze Staaten und ihre Kultur können von psychologischen Affekten durchdrungen sein, ganze Wertelandschaften versaut sein durch Jahrhunderte an aufgesetztem Schauspiel, daß über die Person gesetzt wird und ihr Bewußtsein funktionell - erzwungener Maßen spaltet. 

Das sind alles keine gesunden und menschlichen Vorgänge. Der Modus "keep up appearance" ist geradezu ein Appell an das schizoide Verlagern der seelischen Befindlichkeit und das Unterhalten eines Schauspiels. 

Das ist für eine Kultur kein gesunder Ansatz und für die Protagonisten, die ausbrechen wollen eine Zerreißprobe. 

Wer will es einem Präsidenten übel nehmen, daß er nach einer Praktikantin greift, wenn zuhause ein frigider Anstand im Bett wartet ? Wer will es dem Tennispieler übel nehmen, daß er stinksauer ist, weil er von einem Haufen abgedrehter Hypochonder schikaniert wurde ? Wer will es dem Prinzen übel nehmen, daß er nach den Früchten griff, um sich von dem seelischen Druck des Verbotes zu befreien ? 

Das ist so verständlich wie die Sache mit dem Kind und den Streichhölzern oder dem Sohn eines Rabbiners, der sich mit 40 einen Schweinebraten im Ganzen reinzieht, weil sein Maß an Unterwerfung unter ein narratives Verbot jene Größe der eigenen psychologischen Erträglichkeit überschritt ?

Moral ist die größte Blindheit und Jura unter der Moral des Anstandes ist immer nur Unrecht. Die Psychologie kann Menschen erklären (wenn sie nicht nur eine Abrechnungstankstelle für ihre Fachverräter sein will) und Dinge für Erkennbar hinhalten, die sich dem Recht der Moral entziehen müssen. 

Der Mensch wird psycho - logisch verständlich, wenn man ihn ohne Ansehung seiner Funktion und seines sozialen Wirkfeldes als Mensch betrachtet, als Wesen, daß man in eine Null - Umgebung setzt und betrachtet nach dem, was er ist und was an Umständen auf ihm wirkte und gegenwärtig lastet.


Der Infarkt eines Kulturkreises oder einer Tradition ist immer durch das Recht der Moral und das Unrecht am Menschen markiert. Wenn ein Boris Johnson Partys feiert, das ist doch seine Ehrlichkeit, das eigene Leben von der hysterischen Forderung trennen zu wollen. Was kann er dafür, daß sich der Rest in hysterisch - anstandsverblödeter Manier an "die Maßnahmen" hält, und statt den Kopf zu waschen die Perücke pudert ? 

Wer sich an eine Pflicht hält, die erkennbar grotesk ist, der kann doch denjenigen nicht beschuldigen, der sich eine Freiheit im Gurkenglas erhält. 

Wenn gewissen Leuten das Protokoll höher hängt, als der eigene Verstand, dann ist das eine freie Wahl zum Schwachsinn: An diesem Umstand ist aber kein anderer schuld als derjenige, der sich für seine eigene Moral - Show - dem eigenen Narrativ unterwirft. 

Warum muß man einen Schuldigen für die eigene Verranntheit suchen ?

So brechen ganze Staaten zusammen, so verschwinden Königreiche, so gehen ganze Kulturen unter an ihrer Manier die Regel über den Sinn zu stellen und den Menschen zu verbiegen für den Rahmen der Tugend am Sinnlosen. Moral ist der Untergang der Gerechtigkeit und Räson ist eine Zwangsstörung wenn sie nicht für einen unmittelbaren, sondern einen abstrakt narrativen Zweck geübt wird. 

Die Kunst der Staatsführung ist nicht die Kunst des Schauspiels, sondern des verständigen Handeln nach dem, was man wissen kann und was man dem Menschen als dem engsten - seinen solchen zugute hält. 

Dafür braucht es aber keine Identität, sondern eine intakte Seele, dafür braucht man keinen Staat und keine Ehre eines Hauses, sondern das gesunde Gefühl vor einem unverkrampften Verstand mit dem Humor eher nackt und lächerlich beachtet zu werden um der Worte, als in feinstem Samt angekleidet nur Moral zu sprechen.

Wenn man den Menschen nicht um seiner selbst verstehen will, will man sich selber nicht um das verstehen, was man ist, wenn man aber nur ein Schauspiel ist für ein Versteckspiel des Ichs, dann hat man seine Schwäche offenbart in dem Maß des Spiels. 

Der König ist aber nackt und nackt ist er nur der König, wenn er es auch kraft seiner Person ist. In König in der protokollarischen Form ist und bleibt nackt. 

Das ist auch ein tieferer Sinn der Mikwe, wenn auch dieser Vorgang nicht zur moralischen Verbrämung trägt: Man kommt aus dem Wasser und ist - nackt - und dann stellt sich unmittelbar die Frage der Person, - wenn man alleine ist und die Sache um sich und Gottes Willen tut und nicht für den hohlen Wert des Ritus bloß. 

Denn auch hier gilt: Die Moral und das Narrativ sind das Ende des wahren Gefühls und dieses Ende ist immer ein Scheitern der Kultur, wenn sie nur noch narrativ und moralisch formuliert ist. 



 



  



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