Dienstag, 1. September 2020

Der demokratische Aufbruch ?

Die Demonstrationen, die Proteste gegen die "Corona - Politik", das alles ist ein Aufstand der Kleinkinder im Trotz, keine erwachsene Aufführung von Demokratie.

Wer sich nämlich die Demonstranten und die Protestler - von den staatlich engagierten Reichsfahnen - Diskreditierungskräften einmal abgesehen - in ihrem familiären Umfeld besieht bekommt schnell ein realistisches Bild über die "demokratische" Gesinnung.

Da johlen durchweg Leute, die sich in ihrem Leben gefügt haben, von der Wiege an, in der Schule, im Sportverein, im Arbeitsleben. Das sind Füglinge, oder Untertanen, die nicht etwa nach ihrer Souveränität rufen, sondern nur nach einem passenderen Despoten für ihre soziale Kontinuität, oder greifbarer: Nach einem besseren Elterntyp.
Sie wollen eine andere Mutti und mucken pubertär gegen den Vater auf, aber selber denken, meinen, Reife tragen die Demonstranten mit ihrem Vergnügungspark nicht ein. Sie schreien nicht gegen Corona, sondern im Kindergartenformat gegen Mama. Sie stürmen eben nicht den Reichstag, sondern sind so ungefährlich, daß man den Reichstag aus den Erkenntnissen zur Sicherheit nicht einmal besonders sichern mußte.

Reichsbürger sind nämlich im wesentlichen wilhelministisch aufgezogene Fahnenschwinger - die, wenn sie nicht engagiert wurden um die Fahne zu schwingen - so sehr an die deutsche Ordnung glauben, daß sie in sich den Staat anhimmeln und daher auch keinerlei "Demokratie" je fordern werden, sie wollen ja ihr Reich zurück, im Stechschritt und schön dumm.

Die Deutschen wissen aus dem Schoß ihrer Mütter her nicht, was es heißt sich selber zu bestimmen - das ist ein soziales Problem, eines aus dem Kreis der Keimzelle der Gesellschaft, kein politisches oder konstruktives oder adultes. Das Problem mit der Demokratie in Deutschland beginnt im engsten, intimen Kreis der Familien und solange dieser Kreis unangetastet bleibt, gibt es keine anderen Werte als die tradierten im Rahmen kollektiver Identitäten, die sich durchweg im Unbewußten der Normen bewegen und sich dem klaren Blick auf ihre Umstände regelmäßig entziehen.

Das beste Beispiel, daß Demokratie in Deutschland nicht funktioniert ist die ehemalige DDR. Sie hat - in der Gestalt der Kanzlerin  - als Beispiel nicht etwa einen unbändigen Willen nach Freiheit angestaut, sondern einen Willen zur Verpreußung. Die Bevölkerung der DDR kennt entweder den infantilen Protest oder den Gleichschritt des Größenklein in der unbedingten - dummen - Unterordnung.
Protest und Unterordnung sind dabei nicht dynamisch, sondern erscheinen als eine Art duty cycle binärer Art, - entweder Protest an - oder Untertan an. Aber beides wird in der einen gleichen Person getragen.
Auch der Rechtsradikalismus in der ehemaligen Sowjet - Zone zeigt nicht etwa einen Willen zur demokratischen Neuerung, sondern einen Willen zum Reich zurück zu kehren und das heißt in das preußische Prinzip in der Vollendung von Uniformität in der Gestalt der Erscheinung Mensch auf dem Zeppelinfeld, klein sein und in der Masse ein Scheinriese aus persönlicher Nichtigkeit.

Und wenn die Deutschen ihre Normalität zurückbekommen, also die Corona - Maßnahmen erfolgreich bekämpft hätten.

Nach drei Wochen sitzen sie wieder vor Gericht, weil der Nachbar angeblich falsch parkt oder falsch grillt oder falsch die Hecke schneidet, sie werden in die Vereine zurückkehren und wieder ein politisches Unding wachsen und gedeihen lassen bis der Schmerz dem Borderline - Patienten wieder den Input verpasst, daß er zu denken hat.
Eine On- Off -On - Aufmuckerei von Kindern, die ihr Format nicht verlassen - ist keine Demokratie, es ist ein pseudodemokratischer Spielstand, die Regel des Spiels selbst ist so deutsch und undemokratisch wie zu allen Zeiten auch.
"Wir sind das Volk" ist eine nicht nur saublöde - nichtssagende - ohnehin schon vollendet erfüllte Feststellung, sondern auch eine Offenbarung über das fehlende Ich, daß sich das Ich - Sein mit Sprechchören förmlich mit Zwang suggerieren muß um als Ich agieren zu können, und wenn das Ich aus einem instabilen Wir abgleitet werden muß und selbst nur in der gebetsmühlenartigen Autosuggestion bei einem Maß von Funktion gehalten werden kann.

Das hat mit einem mündigen Bürger, der sich über einen Sachverhalt erhebt nichts zu tun, das ist ein Aufstand im Sandkasten, das Werfen mit Förmchen und Weichplatik - Baggern.

Wenn sich die Deutschen so sehr von ihren Eltern emanzipieren würden, wie es ihnen nach Freiheit verlangte, so würden sie ein gleiches in Bezug auf den Vater - Staat tun. Und da sich die Deutschen in ihren Familien nie aus den Mustern der Herrschaft befreien werden und immer artig an den Tisch der Mutter zurückkehren um ihr bis ins hohe Alter zu dienen, auf daß sie die Position der Mutter funktionell übernehmen werden, solange werden sie ein Staat der ungefährlichen Unterordnung bleiben, die dann gefährlich wird, wenn das Dienen einem überpersönlichen Zweck zukommt.
Das seelenlose Ich im Dienste der Familie, das Kind, das erfüllt und nicht denkt und vor allem nicht fühlt ist eine Grundbedingung gewesen, mit der der Holocaust umgesetzt werden konnte. Die Bedingung, daß der Einzelne bei einem Mord im Verwaltungsformat schweigt, diese Bedingung ist von den deutschen  Müttern in der frühen Ontogenese geschaffen worden, in dem Aberziehen des Gewissens durch permanente Gefühlskälte und Strafe in der Räson einer Sippenerwartung als Stellvertreterin der staatlichen Erwartung.
Johanna Haarer hat nicht etwa eine Erziehung eingeführt, sondern die preußische Erziehung verstärkt, sie mußte nichts neu schaffen, sondern das Vorhandene systematisieren, sonst hätte sie mit ihrer Abart der edukatorischen Innovation sicher keinen Erfolg gehabt und wäre - in einer verständigen - gesunden Sozialordnung sofort der Kritik anheim gefallen.

Solange die Deutschen ihre innere soziale Ordnung nicht umbauen werden, - und das ist ein Unterfangen, daß sich gegen phylogenetische Größen stellen müsste um gleich hierin die schiere Unmöglichkeit zu offenbaren - solange werden sie nicht im engen oder weiteren Sinne "demokratisch". Denn nur das Kind, daß sich selber zu beherrschen und die Eltern zu kritisieren lernt, kann diese Muster später auf den Staat anwenden, den es verständig und mündig errichten wird um sein Ich in der Identität der Staatlichkeit ab zu bilden und abgebildet zu wissen.

Das ist nicht mehr als Syllogismus.

Wenn man von einem Problem in Europa sprechen muß, dann doch von der deutschen Familie als Grund und Beginn einer Ordnung, die sich als staatliches Problem und als ökonomisches solches beschreibt und greifbar wird in der Frage aller Wechselwirkungen von sozial kodierten Handlungen und ihren gewerteten - sozialen Ursprüngen.


















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