Sonntag, 19. Juli 2020

Kurzwelle macht einsam

Wer auf der Kurzwelle surft, der bekommt sie zu spüren, die Einsamkeit die den sozialen Medien gefolgt ist.

Es hat etwas Romantisches, auf den Bändern einigen Amateurfunkern zuzuhören, einige entfernte Sender zu erwischen und sonst dem Pfeifen und der Stille zu lauschen, dem Atmen der Ionosphäre.

Rider on the wave.....

Hier geht definitiv ein Kulturgut verloren, etwas so Gemütliches, etwas von Weite. Was will man mit Digital, das macht jeder, es ist nicht zum Ankuscheln, es ist nicht zum Verlieben.

Gut ein DSP - Reciever ist digital und das, was diese Kisten können ist enorm und ich will es nicht mehr missen, auch den Digitalfunk jenseits der Rauschgrenze, auch diesen finde ich betörend, aber Whatsapp ? Für KW braucht man keine SIM, keine Verträge, außer den für den Strom und man kommt dennoch um die Erde, man kann sogar mit dem Echo und der Phasenverschiebung im Signal den Weg berechnen, den die Welle um den Erdball nahm. Man kann über den Mond sprechen, man kann und kann und hört nichts mehr.

Das ist wie wenn ein Lieblingscafe zumacht, oder ein lieb gehabtes Kino oder man einfach merkt, daß sich die Welt weiter dreht, aber drum nicht wirklich schöner wird, nicht gesetzt ist, nicht dies und das und überhaupt.

Ist das Sentimental ? Nun, ich sage immer man muß das fühlen können, diese Stimmung am Abend, mit einem Glas Wein auf KW und sei es als SWL. Man kann die Erde in sich denken, man kann es fühlen, die Erotik - ja, es gibt sie, die Erotik des Rauschens und Zirpens und das QRN und QRM.

Man kann zu sich finden und denken, man ist nicht abhängig, außer vom Strom und dem Schwingkreis für die Überlagerung. Und man wird ruhig, es ist keine Party, es ist etwas von Aurora und sporadic E. Es hat etwas von diesem 80er Flair, wo man dachte mit einem IC die Zeit besiegen zu können. Ich vermisse diese Naivität etwas, eigentlich sehr.

Bandpläne und Senderpläne der Hörzu, oder vom Klingenfuß - Verlag, wo man auch Dekodiersoftware für Geheimdienstfunk bekommen konnte, wenn man das nötige Geld dafür hatte.

Die Vorstellung ist der Horror, lauter junge Leute mit ihren Smartphones ohne eine Idee von den Dingen, die in diesen tragbaren Computer- Fernsehern werkeln, damit die Illusion stimmt und man im Takt der Prozessoren sozial sein kann. Das ist armseelig und dystopisch. Das ist keine Wertung, es ist eine Tatsache wie die Einsamkeit, die man vorm KW - Empfänger hat, nur die ist irgendwie intim.

KW ist intim, es ist etwas, was man für sich fühlen kann, ganz für sich.

QRT
und
QRV für meine Frau.

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